Überweidung schadet Grünland und Pferd

Überweidung schadet Grünland und Pferd

Vielfach ist in der Praxis festzustellen, dass Pferde die Narben sehr tief verbeißen, teilweise auch im Boden scharren und Wurzeln samt Boden fressen. Ursache sind neben dem arttypischen selektiven Weideverhalten ein geringes Futterangebot sowie eine mangelhafte Versorgung mit Salz. Die Folgen sind sowohl für das Pferd als auch für das Grünland nachteilig.

Hauptspeicherort für Fruktan sind insbesondere die unteren Halmabschnitte und der Stengelgrund der Gräser, so dass die Pferde bei tiefem Verbiss erhöhte Fruktanmengen aufnehmen. Zudem können sie Sandkoliken und andere gesundheitliche Schäden erleiden.

In einem Schnitthöhenversuch wurde nachgewiesen, dass am Grunde des Pflanzenbestandes zwischen 50 - 100 % höhere Fruktangehalte vorliegen als in der Bestandesschicht oberhalb von 5cm Schnitthöhe (und zwar unabhängig vom N-Düngungsniveau!) Daraus leitet sich die eindeutige Forderung ab, einen niedrigen Verbiss und auch eine zu niedrige Schnitthöhe bei der Grasernte unbedingt zu vermeiden. Während das Gras im Bereich von 5 - 25 cm Höhe und 100 kg N / ha lediglich 3,9 % Fruktan i.d. TM aufwies, erhöhte sich dieser Gehalt im Bereich von 1 - 25 cm Höhe auf 4,6 % i.d. TM. In der Variante mit 30 kg N / ha wurden bei 5 - 25 cm Höhe 8,6 % i.d. TM und im Bereich 1 - 25 cm Höhe sogar 10,4 % Fruktan i.d. TM ermittelt.

Grünlandnarben entarten bei tiefem Verbiss und es siedeln sich sehr schnell Unkrautkolonien an („Brennesel-Ampfer-Irrgarten“). Ferner dient Fruktan den Pflanzen als Energiespeicher für Zeiten mit hohem Energiebedarf (Massenwachstum, Wiederaustrieb etc.), der bei tiefem Verbiss der Grasnarbe natürlich nicht mehr in vollem Umfange zur Verfügung steht. Hierdurch wird die Wettbewerbsfähigkeit der wertvollen Gräser gemindert.

Die geschilderten Probleme lassen sich durch eine geordnete Weideführung und eine geregelte Spurennährstoffversorgung der Tiere in den Griff bekommen. Bei Umtriebsweiden sollte der Abtrieb bei ca. 5 cm Stoppelshöhe erfolgen und anschließend ein Reinigungsschnitt durchgeführt werden. Standweiden sollten so geführt werden, dass die kritische Stoppelhöhe von 8 cm nicht unterschritten wird.       
Ferner sollte beim Weidegang sowie der Grundfutterernte für Pferde beachtet werden, dass der Fruktangehalt von Weidegräsern besonders hoch ist - und damit erhöhte Hufrehegefahr besteht -, wenn hohe Sonneneinstrahlung einhergeht mit ungünstigen Wachstumsbedingungen, wie geringer Stickstoffdüngung, Wassermangel, kühlen Temperaturen (z.B. Nachtfrost).       
Zur Spurennährstoffversorgung der Tiere haben sich Lecksteine u.ä. bewährt. Diese sollten bei führenden Stuten so hoch angebracht werden, dass die Fohlen sie nicht erreichen können.