Auch unsichtbare Verpilzung kostet Leistung

Auch unsichtbare Verpilzung kostet Leistung

Jede Hausfrau wird ein Brot, ein Glas Marmelade etc., auf dem Schimmel sichtbar ist, in Gänze verwerfen. Die Vernunft sagt, dass ein solches Verhalten bei Silagen und anderen Futtermitteln bzw. Gärsubstraten ebenfalls sinnvoll wäre. Wenn es denn realisierbar wäre … Aus der Not heraus, schließlich müssen die Tiere gefüttert werden, werden in der Praxis verpilzte Partien großzügig entfernt und der Rest mit mehr oder weniger schlechtem Gewissen verfüttert. Doch welche Auswirkungen hat dies auf die Leistung, die mit solchem Futter erzielt werden kann?

In einem Biogas-Gärversuch wurde u.a. eine Silage untersucht, die aus gemussten Zuckerüben erstellt wurde und versuchsbedingt mangels Abdeckung verpilzt war. Vor dem Gärversuch wurde die sichtbare Schimmelschicht großzügig entfernt und der nach dem Augenschein „unbefallene“ Rest gründlich durchmischt.

Aus Zeitgründen konnten lediglich einige Futterwertparameter sowie der pH-Wert, die Gärsäure- und die Alkoholgehalte der Silagen untersucht werden. Nennenswerte Unterschiede zwischen der unverschimmelten und der verschimmelten Zuckerrübensilage konnten lediglich im Gehalt des Alkoholes Ethanol festgestellt werden, der mit 2,17 % i.d. TM in der „Schimmelsilage“ deutlich über dem Vergleichswert von 0,88 % i.d. TM lag. Dies legt die Vermutung nahe, dass neben Schimmel auch Hefen in der verpilzten Silage vorhanden gewesen sein könnten.

Wie bereits erwähnt, unterschieden sich beide Silagen, als sie dem Gärversuch zugeführt wurden, weder nach dem Augenschein noch nach der Papierform. Mit entsprechender Spannung wurden die Ergebnisse erwartet, auch wenn diese Fragestellung nicht das Hauptinteresse dieses Gärversuches bildete. Dies wird schon daran deutlich, dass keine Daten zum Grad der Verpilzung erhoben wurden, weil diese Fragestellung in diesem Versuch keine Rolle spielte.

Dennoch konnte das Ergebnis nicht deutlicher ausfallen: Der Biogasertrag der verpilzten Silage lag 39 % unter dem der einwandfreien, der Methanertrag 35 % darunter. In ihrer Deutlichkeit sprechen die Ergebnisse für sich und lassen nur den Schluss zu, dass Verpilzungen von Silagen unbedingt zu vermeiden sind.

Zwar handelt es sich hier um Ergebnisse eines Biogas-Gärversuches, doch dürfte kein Zweifel daran bestehen, dass auch in der Fütterung deutliche Leistungseinbußen durch verpilzte Silagen entstehen können. So ist z.B. vom Rindvieh bekannt, dass Mykotoxine von Penicillinumarten die Pansenflora schädigen und so u.a. Ketosen verursachen können. Aber auch andere Auswirkungen von Mykotoxinen sind bekannt, etwa im Bereich der Futteraufnahme und –verwertung, der Reproduktion, der Milch- und Fleischleistung usw.

Vor dem Hintergrund der großen Leistungsdepression durch Verpilzungen kann eigentlich nur zur standardmäßigen Untersuchung der Silagen auf Schimmel und Hefen geraten werden. Die Untersuchungskosten in Höhe von 32 € stehen in gar keinem Verhältnis zu dem wirtschaftlichen Schaden, der durch verpilzte Silagen entstehen kann. Alleine das Wissen um die hygienische Beschaffenheit der einzelnen Silagepartien ermöglicht es gegenzusteuern und schlimmeres zu verhüten. Spätestens jedoch, wenn eine Silage nicht nach Papierform füttert bzw. melkt, ist eine Untersuchung auf Schimmel und Hefen unumgänglich.