Auf Biomilch umgestellt

Auf Biomilch umgestellt

John und Berenice Higgins bewirtschaften in der Region Cambrigde auf der Nordinsel in dritter Generation eine Milchviehfarm. Der 60 ha große Betrieb ist nach den amerikanischen Biorichtlinien zertifiziert. Die Anzahl an Biomilcherzeugern nimmt auch in Neuseeland langsam zu. Derzeit sind es 1 % der Milchviehfarmen. Higgins hat vor zehn Jahren mit der Umstellung von konventionell auf bio begonnen, was drei Jahre dauerte. Heute zählen 130 Jerseykühe zum Betrieb. Insgesamt zehn Monate werden seine Kühe im überdachten Melkstand (für 24 Kühe) auf dem Hof gemolken, und zwar von Juli bis April zweimal am Tag und von April bis Mai einmal am Tag. Im Mai und Juni stehen sie trocken. Von Juli bis Ende September kalben die Kühe, die überwiegend künstlich besamt wurden (gesextes Sperma). Kühe, die nicht tragend werden, übernimmt der Deckbulle, der bis Weihnachten in der Herde läuft.
 

Abbildung 1 Das Farmerehepaar Berenice und John Higgins haben sich ganz auf die Biomilcherzeugung spezialisiert.

Abbildung 1 Das Farmerehepaar Berenice und John Higgins haben sich ganz auf die Biomilcherzeugung spezialisiert.

Das Weide-Rotationssystem sieht vor, dass die Kühe einen Tag auf der Fläche weiden, dann zur nächsten Fläche wechseln. Jede Fläche hat zwischen den Beweidungen 29 Tage Ruhe. Insgesamt stehen Higgins 35 Paddocks a 1,2 ha Größe für die Rotation zur Verfügung. Die Kühe kommen ins Gras, wenn es wadenhoch ist und nach einem Tag Weide sollte es nur noch so hoch wie der kleine Finger sein, beschreibt der Senior. Die Grasnarbe der Paddocks wird regelmäßig neu angesät mit einer Mischung aus Weidelgräsern, Chicoree und Spitzwegerich (Trittschäden werden im Frühjahr nur mit Gras nachgesät). Diese Pflanzenmischung ist gesund für Kühe, erklärt Higgins. Sie ist typisch für NZ. Nach den Biorichtlinien darf Higgins keine Antibiotika (Behandlung nur homöopathisch, auch Entwurmung), keine Mineraldünger (nur organische Dünger wie Gülle, Hühnertrockenkot, nur begrenzte Menge je ha zugelassen) und keinen chemischen Pflanzenschutz (nur organische Mittel zugelassen) einsetzen.
 

Abbildung 2 Higgins erklärt sein Weidepaddock-System anhand der Flurkarte.

Abbildung 2 Higgins erklärt sein Weidepaddock-System anhand der Flurkarte.

Nur Top-Kühe (robuste Tiere mit guter Milchleistung) erzeugen die eigene Nachzucht, der Rest der Kuhkälber wird verkauft (wegen besserer Vermarktung meist Kreuzungen mit Angus oder Highlands). Bullkälber werden mit vier Tagen entweder zur Lab-Erzeugung nach Amerika verkauft (sogenannte Bobby Calfs) oder an andere Betriebe, die sich ein paar Tiere halten wollen. In der Regel werden diese vier Tage alten Bullkälber in Neuseeland aber geschlachtet.

Die Kuhkälber bekommen zunächst Vollmilch, um dann mit sechs bis acht Wochen auf die Weide zu gehen. Dort werden sie anfangs noch mit Heu zugefüttert. Mit zehn Monaten kommen die Färsen zwecks weiterer Aufzucht auf einen anderen Ökobetrieb.

 

Abbildung 3 Die Higgins-Kuhkälber bekommen Vollmilch aus dem Milchtaxi.

Abbildung 3 Die Higgins-Kuhkälber bekommen Vollmilch aus dem Milchtaxi.

Die Leistung der Jerseykühe liegt bei 320 kg Milchfeststoffen pro Kuh und Jahr. Das entspricht einer Milchleistung von 4000 Litern je Kuh und Jahr. Pro Kilogramm Feststoff bekommt ein Biobetrieb 8,50 Dollar, ein konventioneller Milcherzeuger 6,20 Dollar. Higgins strebt eine Direktvermarktung seiner Milch ab Hof an, was in Neuseeland seit 2016 erlaubt ist. Bisher liefert er seine Biomilch an Fonterra, die auch Hofbesuche für Kunden auf seinem Betrieb organisiert. Asiaten seien besonders interessiert, berichtet Higgins. Einmal im Jahr werden die Bücher des Betriebes von einem unabhängigen Prüfer kontrolliert.
 
Bilder und Text: Frau Kahnt-Ralle