Botulismus mit guter landwirtschaftlicher Praxis begegnen

Botulismus mit guter landwirtschaftlicher Praxis begegnen

Botulismus ist eine meist tödliche Erkrankung, die durch das Bakterium Clostridium botulinum hervorgerufen wird. Dieses Bakterium bzw. seine Sporen sind in der Umwelt weit verbreitet und äußerst widerstandsfähig gegen Hitze, Frost und Austrocknen. Im Boden können sie sehr lange überdauern. Unter anaeroben Bedingungen keimen sie aus und setzen das Gift „Botulinum-Toxin“ frei, eines der gefährlichsten Gifte. Streng genommen ist „Botulinum-Toxin“ eine Sammelbezeichnung, denn es werden 8 Botulinus-Toxine unterschieden, die teilweise wirtsspezifisch und unterschiedlich stark giftig sind. Rinder werden vor allem von den Typen C und D betroffen, seltener vom Typ B, der bevorzugt in pflanzlichem Material (fehlgegorenen Silagen) vorkommt (ROSSOW, 2004). Das Fleisch erkrankter Tiere ist nicht verkehrsfähig. 

Clostridium botulinum vermehrt sich rasch in Tierkadavern, selten auch in eiweißhaltigem Pflanzenmaterial. Gelangen diese Tierkadaver z.B. in Heu oder Silage, werden die Futtermittel mit Botulinum-Toxinen kontaminiert. Bei Verzehr derartigen Futters kann es zu schweren Vergiftungen kommen. Hierbei lassen sich drei verschiedene Verlaufsformen unterscheiden.

Eine spezifische Therapie gegen Botulismus ist unbekannt. Zwar werden in Südafrika Antitoxine und zuverlässige Impfstoffe für Rinder vom Typ C und D hergestellt, sie sind jedoch in Deutschland nicht zugelassen bzw. ihr Einsatz bedarf einer Sondergenehmigung. Auch ist es für eine Behandlung mit Antitoxinen häufig zu spät. Gegen den Typ B gibt es keinen handelsüblichen Impfstoff (ROSSOW, 2004). Trotzdem ist festzustellen, dass Botulismus kein unabwendbares Schicksal ist, sondern vorbeugend aus dem Bestand gehalten werden kann.

ROSSOW (2004) berichtet, dass sich nach Untersuchungen aus den USA das Botulinum-Toxin vom Typ B vor allem in eiweißreichen, fehlgegorenen Silagen mit einem pH-Wert > 4,5 anreichern kann. Dagegen tritt Botulinum-Toxin vom Typ C auf beim Verfüttern von Silagen, in denen Kadaver verendeter Tiere enthalten sind. So starben in Kalifornien 420 Rinder, weil sich in der TMR ein Katzenkadaver befand! Nach dem BUNDESINSTITUT FÜR RISIKOBEWERTUNG (2004) können Vergiftungen auch von Weideflächen ausgehen, die mit Geflügeleinstreu, einem aus Sägemehl, Geflügelkot und vereinzelten Kadavern von z.B. Eintagsküken bestehenden Gemenge, gedüngt wurden.

Die Vorbeugung vor Botulismus in jeglicher Form muss bei einer möglichst hygienischen Futtererzeugung ansetzen. Hierzu gehören eine einwandfreie, dichte und gepflegte Grünlandnarbe, ein möglichst optimaler Schnittzeitpunkt und eine rasche und verschmutzungsfreie Ernte- und Siliertechnik. Bei allen Schritten der Silagebereitung ist darauf zu achten, dass das Futter in hygienisch sauberem Zustand siliert und das Silo möglichst rasch befüllt und abgedeckt wird. Diese Maßnahmen gewährleisten einen geringen Schadkeimgehalt, der zudem durch eine rasche Milchsäuregärung wirksam unterdrückt werden kann. Auch verhindert rasches Befüllen und Abdecken der Miete, dass sich Tiere in der Silage einnisten und dort verenden.

Ferner gehören Kadaver, und seien sie noch so klein, nicht in den Wirtschaftsdünger und es muss peinlichst darauf geachtet werden, dass keine Tierkadaver in die Silage gelangen, indem die Grünlandflächen z.B. von innen nach außen gemäht werden, so dass evtl. darin befindliche Tiere herausgedrängt werden.

Das seltene Auftreten von Botulismus belegt, dass in der Praxis die vorbeugenden Maßnahmen beachtet werden. Angesichts der Gefährlichkeit und großen Verbreitung von Clostridium botulinum sollte diesbezüglich auch zukünftig äußerst bewusst vorgegangen werden.