Fruktan ist nicht das Thema in der Rindviehfütterung
HOFFMANN, PRIES und MAHLKOW-NERGE (2011) stellen fest, dass in der Rindviehfütterung der Fruktangehalt beachtet werden sollte bei Rationen mit hohem Grasanteil, weil ein hoher Gehalt an Kohlenhydraten die Gefahr der Pansenacidose erhöht. Auch THOEFNER et al. (2004) haben festgestellt, dass Fruktan bei Rindern Pansenacidose und Klauenrehe auslösen kann. In der Sache ist dem nur zuzustimmen, jedoch liegen die Dinge in der Rinderfütterung anders als beim Pferd.
In diversen Versuchen der Landwirtschaftskammer Niedersachsen hat es sich erwiesen, dass intensiv gedüngte Grünlandbestände unter sonst gleichen Bedingungen geringere Fruktangehalte aufweisen. Ferner hat es sich gezeigt, dass Fruktan, wie andere Zucker auch, im Silierprozess in Milchsäure überführt wird. In Silagen für Rindvieh können in nahezu allen Fällen, wenn überhaupt, nur geringe, d.h. unbedenkliche Fruktangehalte deutlich unter 5 % i.d. TM festgestellt werden.
Entscheidend für Pansenacidose und Klauenrehe ist ein anderer Punkt, den HOFFMANN, PRIES und MAHLKOW-NERGE (2011) auch nennen, der jedoch in der Praxis nicht immer die nötige Beachtung findet. Dieser betrifft die Ration in ihrer Gesamtheit, die selbstverständlich wiederkäuergerecht sein muss und z.B. für Zucker oder Strukturwirksamkeit bestimmte Normen einzuhalten hat. Wenn also Probleme mit Pansenacidose und Klauenrehe in der Herde auftreten, dann stellt sich zuerst die Frage der Rationsgestaltung, zumal Fruktan im Gesamtzucker enthalten ist und damit im Rahmen der Futterwertanalyse für Rindvieh der Fruktangehalt in der Regel keinen zusätzlichen Erkenntnisgewinn mit sich bringt.
Eine andere Situation ist erst dann gegeben, wenn vermehrt Pansenacidose und Klauenrehe auftreten sollten, die sich nicht erklären lassen, etwa trotz optimal wiederkäuergerechter Rationsgestaltung mit ausschließlich hochwertigen und einwandfreien Rationsbestandteilen. Dann wären im Rahmen weitergehender – aber auch kostenintensiverer – Untersuchungen u.U. auch die Fruktangehalte der Grünlandaufwüchse (Weidegras) sowie der Graskonserven (Heu und Silage) in die Betrachtung mit einzubeziehen.
Die Frage ob sogenannte Hochzuckergräser sinnvoll sind oder nicht, ist auch nur im Zusammenhang mit der Gesamtration zu beantworten. Im Einzelfall können diese ebenso segensvoll wie unheilbringend sein.