Heukonservierung: Trocknen oder Silieren

Heukonservierung: Trocknen oder Silieren ?

  

A.Vorbemerkung:

 Verwesung, Verrottung, Fäulnis sind Prozesse der Kreisläufe des Lebens. Jeder abgestorbene Organismus wird abgebaut und dessen Inhalstsstoffe neu verwertet. Hier sind die Destruenten des Edaphons* ebenso beteiligt, wie z.B. die Fliegen-maden, die einen Kadaver besiedeln, Totmaterial verwertende Kleinschnecken und die Regenwürmer.

Dieser Abbau startet bei sommerlichen Temperaturen nach ca. 30 Stunden. Innerhalb dieser Zeitspanne ist unser Heu somit zu konservieren.

*Hut-, Strahlen-, Schimmel- und Hefepilze, Bakterien, Amöben, Flagellaten, Milben, Springschwänze, Rädertierchen, Ohrwürmer, Saftkugler, Schnurfüßer, Borstenschwänze, Kurzdeckflügler, Kugelasseln, Steinkriecher, Hundertfüßer und Drahtwürmer.

 Zu diesem Zweck gibt es zwei Möglichkeiten, die sich unter Praxisbedingungen anbieten. Im Folgenden werden diese vereinfacht kurz dargestellt.

 Nach Dr. Joahnnes Thaysen und Dr. Christine Kalzendorf (2011, Futter- und Substatkonservierung. 8. Überarbeitet Auflage 2011) sind vor allem in der Pferdefütterung generelle Richtwerte einzuhalten, um den Fütterungsbedarf von Pferden, die im Vergleich zu anderen Tierarten besonders empfindlich sind, zu entsprechen. Besonderes Augenmerk gilt damit der Trockenmasse (TS), dem Rohfasergehalt und dem Zucker- und Fruktangehalt.

 Bei den TS-Gehalten werden 45-60 % angestrebt. Wieso gerade dieser TS-Bereich?  Futterpartien unter 35 % sollten vermieden werden, da Sie nicht den generellen Anforderungen an die Pferdefütterung entsprechen. Bei mehr als 60 % wird ein Schwellenwert für das Mindestmaß an Gäraktivität erreicht, eine Vergärung also nahezu unmöglich gemacht.

 Anhand dieser Werte und in Unterscheidung des TS-Gehaltes lassen sich Graskonserven generell in 5 Kategorien einteilen:

  1. Frischsilage TS-Gehalt: 15-30 %
  2. Anwelksilage TS-Gehalt: 30-50 %
  3. Heulage bzw. Gärheu TS-Gehalt: 50-70 %
  4. Feuchtheu TS-Gehalt: 75-85 %
  5. Heu TS-Gehalte > 85 %

 Die Kategorie 1 ist dabei für Pferde generell ungeeignet. Kategorie 2 kann als bedingt geeignet angesehen werden. Die Kategorien 3-5 entsprechen zunächst eine pferdegeeignete Fütterung.

 Das Ziel für die Rohfasergehalte in der Fütterung liegt bei 30 %. Niedrigere Werte sind als für Pferde bestenfalls bedingt geeignet anzusehen. Werte über 30 % bedeuten jedoch eine hohe Seneszenz des Bestandes und können zu futterhygienischen Problemstellungen führen. (siehe Dr. Thaysen, Futter- und Substratkonservierung)

 Zu hohe Zucker- und Fruktangehalte sollten generell vermieden werden.

  

B.Umsetzung in der Praxis:

 Hiermit wird Bezug auf die Kategorien 4 und 5 genommen. Eine langfristige Konservierung wird hier durch hinreichende Trocknung des Substrats erreicht. Hierzu wird üblicherweise nach dem Schnitt durch Wenden eine Feldtrocknung durchgeführt, welche gewährleisten muss, dass die Restfeuchtigkeit auf kleiner 18% abgesenkt wurde. Das Heu kann dann geschwadert und in Ballen gewickelt, eingelagert werden. Alternativ arbeitet man auch mit Trocknungsanlagen:

 Oder beschleunigt die Feldtrocknung durch Heuaufbereiter, welche die Pflanzen beim Schnitt quetschen, deren Sog allerdings Insekten miterfasst, deren Fragmente auch allergen wirken können.

Innerhalb von 6 Wochen tritt Keimruhe ein, das Heu ist so lange stabil konserviert, bis Feuchtigkeit die Keime wiederbelebt.

Bei hohen Trocknungsgraden ist eine Lagerung wie oben zusehen in Netzenvergleichsweise problemlos möglich. Die Lagerung erfolgt idealerweise unter Dach und luftunter und -umspült. Vorsicht: Ist hier keine ausreichende Trocknung erreicht ist das Futter nicht lagerstabil und Keime vermehren sich. In diesem Fall ist besondere Aufmerksamkeit geboten, um durch die Nacherwärmungsprozesse im Heu nicht eine Brandquelle zu schaffen.
Sofern eine entsprechende Lagerung oder ein ausreichender Trockengrad nicht gewährleistet werden kann, bietet sich die Prüfung weiterer Konservierungsmaßnahmen an. So kann auch der Einsatz von Konservierungsmitteln und ein Einschlagen in Folie als eine sinnvolle Möglichkeit zur Konservierung beitragen.

 Die andere Möglichkeit der Heukonservierung ist die Silierung, Hier werden anaerobe Milchsärebakterien im Heu aktiviert, um Verdebnisprozesse auf Dauer zu unterbinden.

Nach dem Schnitt und dem Anwelken auf 50-70%TM wird der Ballen unter hohem Druck gepreßt, um die Luft zwischen den Pflanzenteilen weitestgehend zu minimieren, umgehend danach wird der im Netz geformte Rundballen mit Folie überzogen und behutsam abgelegt. Bei idealem Pressdruck, sollte die äußere Form des Ballens einen leicht aufgewölbten Zylinder ohne meanderförmige Einbuchtungen an den Übergängen zur flachen Seite bilden. Dann sind ideale Voraussetzungen geschaffen, um die in der epiphytischen Keimflora der Futterpflanzen nur in geringer Anzahl vorliegenden Milchsäurebakterien, zu maximalem Wachstum anzuregen.

 

2.a. Chemische Prozesse und Probleme der Silierung:

Grundlegend sind anaerobe Bedingungen, ausreichend vergärbare Kohlenhydrate, Temperatur und pH-Wert beteiligt an einem Gelingen des Silierprozesses. Sollten diese Voraussetzungen erfüllt sein, wird die Entwicklung von Gärfutterschädlingen wie z.B. den Clostridien und auch fakultativ aerober Sporenbildner durch Sauerstoffentzug und rasche Absenkung des pH-Wertes unterbunden. Eine Verstoffwechselung von Milchsäure durch diese Saccharolyten zu Buttersäure wird verhindert, diese würde den Verderb der Silage einleiten.

Der Fermentationsverlauf bei der Silierung läßt sich in 6 Schritten zusammenfassen:

  1. Rascher Luftabschluß, Sauerstoffentzug und Hermetisierung beendet den aeroben Stoffwechsel von Pflanzenzellen und die Aktivität aerober Sporenbildner.
  2. Es tritt schnelle Vermehrung fakultativ anaerober Keime, zunehmend der Milchsäurebakterien ein, der pH-Wert sinkt rapide.
  3. In der Hauptgärphase nach 1-2 Wochen bilden Milchsärebakterienpopulationen säuretolerantere Typen aus.
  4. Die Milchsäurebildung erlischt, sobald vergährbare wasserlösliche Kohlenhydrate* umgebaut und pH-Wert 4-4,5 erreicht ist. Die Silage ist stabil konserviert. *Silierhilfsmittel können zugeführt werden. Siehe auch Z/PK-Quotient
  5. Wird der kritische pH-Wert von 4,5 nicht erreicht oder dem Ballen wieder Luft zugeführt*, kann die Silage umkippen, Clostridien würden Milchsäure und Proteine abbauen, wodurch der pH-Wert anstiege und Fäulnisprozesse einsetzen würden. Kahmhefen, aerobe Bakterien und Schimmelpilze würden aktiviert. * bereits nadelstichgroße Verletzungen der Folie sind hier Faktor.
  6. Wird der kritische pH-Wert jedoch unterschritten, ergibt sich eine stabile Lagerung des Ballens.

Neben der Bildung von Milchsäure wird in der Hautpgärphase zugleich auch eine Gaushaube im Ballen gebildet. Diese setzt sich hauptsächlich aus CO² und und Stickstoff zusammen. Es können sich zudem jedoch auch gifte nitrose Gase in kleinen Mengen bilden. Allerdings wirkt diese Gaushabe zugleich auch als Konservierung. Vor allem die Gase, die sich in Zusammenhang mit Stickstoff bilden, wird eine Clostridien-hemmende Wirkung zugeschrieben.

Zugleich hat das Einschlagen in eine Folie den Vorteil, dass die Lagerbedingungen im Gegensatz zur Heu im Netz einfacher sind. Ein Ballen in Folie kann bei entsprechender Ausgestaltung auch im Freien, bestenfalls jedoch unter eine Netz/Vließ zum Schutz vor Witterung, gelagert werden.

 Außerdem kann bei der Futterbereitung behutsamer vorgegangen werden. Dadurch minimieren sich Bröckelverluste, was sich positiv auf die Qualität auswirken kann.

 Zudem fällt die Staubbelastung von siliertem Material grundsätzlich geringer aus. Die Stäube sind durch die Feuchtigkeit „gebunden“.

 

2.b. Verfütterung:

 Luftzuführung erfolgt aber auch bei Öffnung des Ballens zur Verfütterung. Daraus ergibt sich hier ein enges Zeitfenster in dem die Silage verfüttert werden muß. Daraus ist dieses Futtermittel echte Alternative für bronchialbeschädigte Pferde, allergenes Potential wird vergärt, aber der Pferdebestand muss entsprechend groß sein.

 

3. Welche "-lage" ist für Pferde geeignet?

 Wir unterscheiden in Silage und Heulage. Schnitt für Silage erfolgt früh, der Bewuchs ist eiweißreich und strukturarm, Trocknung auf ca. 35% TM. Bedarfsgerecht für Wiederkäuerversorgung bei Milchgewinnung.

Für Heulagewerbung wird später geschnitten, der Bewuchs strukturreich und eiweißreduziert, auf 45-60% TM angewelkt. Gröbere Struktur und niedrigerer Proteingehalt sind Voraussetzung für den Einsatz als Pferdgrundfutter (Kaubedürfnis, Sättigungsgefühl, Fressdauer, Speichelbildung, Peristaltik im Verdauungstrakt).

Die unterschiedliche Gewinnung trennt hier scharf die Verwendung.

Keinesfalles wird ein Silierprozeß erfolgreich ablaufen, wenn verregnete Mahd auf die Schnelle in Folie verpackt wird. Ein hohes Maß an Professionalität ist Voraussetzung. Diese stellt auch sicher, dass es zu keinen Verunreinigungen durch Tierkadaver oder clostriedienreichem Erdreich bei zu tiefem Schnitt kommt.

 

  1. Quellenverzeichnis:

 

-  Gruber-Tabelle zur Pferdefütterung, LfL Information 2018

-  Jeroch, Drochner, Simon: „Ernährung landwirtschaftlicher Nutztiere“,  UTB für

    Wissenschaft, Große Reihe

-  J. Schulte: „Naturschutz und Jagd“, Ulmer, 1993

-  DLG Handbuch Futter- und Substratkonservierung, DLG 2011

 

                    Helge Bernotat, Impulse zur Pferdehaltung und Gerrit Frahmann, AG FUKO