Ratgeber Grünlandbewirtschaft
Teil 1 der Reihe: Pflegemaßnahmen im Frühjahr
Die Dürreereignisse der vergangenen zwei Jahre haben z. T. dramatisch an den Grundfuttervorräten vieler Betriebe gezehrt. Umso wichtiger wird es bei der nun anstehenden Grünlandernte sein, das Futter verlustarm und in bestmöglicher Qualität zu konservieren. Die dafür erforderlichen Maßnahmen variieren stark je nach Ausgangssituation der Bestände und gegebenen Standortbedingungen. Pauschale, allgemeingültige Empfehlungen sind daher wenig zielführend. Vielmehr ist es die Intention dieser mehrteiligen Beitragsreihe, das Fachwissen über die grundlegenden Vorgänge im System Boden-Pflanze auszubauen und das Bewusstsein für die wesentlichen Stellschrauben zu schärfen. Gute Beratung gibt keine Anweisungen, sondern befähigt mittels Wissen dazu, selbst und eigenverantwortlich geeignete Entscheidungen zu treffen.
Zu Beginn sollte man sich bewusstmachen, dass die Bewirtschaftung von Grünland keinem Selbstzweck dient. Es wird nicht das Mähens wegen gemäht und nicht des Schwadens wegen geschwadet. Ziel allen Handelns ist die Erzeugung von hochwertigem Futter und der Erhalt bzw. die Verbesserung von Grasnarbe und Boden. Überlegungen sollten daher am eigentlichen Ende der Prozesskette beginnen. Welche Tiere gilt es mit dem Futter zu versorgen? Welche Eigenschaften sollte Es dafür haben? Wie soll das Futter konserviert werden und welche Anforderungen stellt das Konservierungsverfahren an das Ausgangsmaterial? Beispielsweise sind hohe Rohzuckergehalte für die Milchsäurebakterien bei der Silierung und als Energieträger für die Milchviehfütterung von Vorteil. Bei Pferden hingegen zählen hohe Zucker- und damit einhergehende Fruktangehalte zu den Hauptauslösern von Hufrehe (Laminitis). Bereits hierin wird deutlich, dass es kein pauschal gutes Futter gibt. Auf Zielkonflikte kann am besten reagierten werden, wenn die angestrebte Richtung klar ist. Der Hauptfokus dieser Ratgeberreihe liegt dabei auf der Silagewerbung von intensivem Dauergrünland für die Milchviehfütterung.
Einige Voraussetzungen für eine gute Silage werden weit im Vorfeld der Ernte geschaffen und lassen sich nicht immer kurzfristig korrigieren. Dazu zählen vor allem die Pflege des Bestandes und die Artenzusammensetzung. Für eine erfolgreiche Vergärung des Futters braucht es ausreichend Zucker, damit dieser von den Bakterien zu Milch- und Essigsäure umgesetzt werden kann. Der Gehalt an Zuckerverbindungen lässt sich durch den Schnittzeitpunkt bedingt beeinflussen. Viel bedeutsamer ist jedoch der natürliche Zuckergehalt in den Futterpflanzen. Hier gibt es grundsätzliche Unterschiede. So geht aus Tabelle 1 hervor, dass der Zuckergehalt zwischen den Grasarten bereits um 100 g/kg TM schwanken kann. Innerhalb der Leguminosen zeichnet sich der Rotklee durch höhere Zuckergehalte im Vergleich zur Luzerne aus. Doch Zucker allein ist für die Silierfähigkeit nicht das alleinige Maß. Von Bedeutung ist auch der Anteil puffernd wirkender Substanzen und damit der Z/PK-Quotient.
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Futtermittel |
TM in % |
Zucker in g/kg TM |
Pufferkapazität in g/kg TM |
Z/PK-Quotient |
Silomais (Milchreife) |
22 |
230 |
35 |
6,6 |
Silomais (Teigreife) |
30 |
110 |
32 |
3,4 |
Weidelgräser (1. Schnitt, frisch) |
20 |
190 |
55 |
3,5 |
Weidelgräser (1. Schnitt, angewelkt) |
35 |
190 |
55 |
3,5 |
Sonstige Gräser (1. Schnitt, frisch) |
20 |
90 |
55 |
1,7 |
Sonstige Gräser (1. Schnitt, angewelkt) |
35 |
90 |
55 |
1,7 |
Rotklee (frisch) |
20 |
115 |
69 |
1,7 |
Rotklee (angewelkt) |
35 |
115 |
69 |
1,7 |
Luzerne (frisch) |
20 |
65 |
79 |
0,8 |
Luzerne (angewelkt) |
35 |
65 |
79 |
0,8 |
Grünroggen |
16 |
135 |
56 |
2,4 |
GPS Winterweizen |
38 |
90 |
25 |
3,6 |
GPS Wintergerste |
40 |
70 |
20 |
3,5 |
Der Z/PK-Quotient zeigt das Säuerungspotential auf, indem Zucker (g/kg TM) und Pufferkapazität (Milchsäure in g/kg TM, die für eine Absenkung des pH-Wertes auf 4,0 benötigt wird) gegenübergestellt werden. Siliergut mit einem Z/PK-Quotienten von unter 2,0 gilt als schwerer vergärbar. Weidelgräser sind daher besonders gut für die intensive Schnittnutzung geeignet.
Diese Erkenntnis ist von zentraler Bedeutung für die Pflegemaßnahmen im Frühjahr. Es kann nur geerntet und später gefüttert werden, Was auch vorher auf der Fläche gewachsen ist. Minderwertige Gräser und Kräuter, wie z. B. die gemeine Rispe, Quecke oder wolliges Honiggras, können zudem ein trügerisch positives Bild einer lückenlosen Narbe vermitteln. Ziel muss sein, die gewünschten Pflanzenarten als Hauptbestandesbildner zu etablieren. Im Sinne des integrierten Pflanzenschutzes sollte die chemische Bekämpfung unerwünschter Pflanzen dabei aber die letzte aller Maßnahmen sein. Anbautechnische Verfahren, wie z. B. die Nachsaat weidelgrasbetonter Mischungen, lassen sich gut mit anderen Pflegemaßnahmen im Frühjahr kombinieren.
Klassische Wiesenschleppen sind in der praktischen Anwendung weitestgehend modernen Striegel-Nachsaat-Kombinationen gewichen. Ihre Grundfunktion, nämlich das Einebnen von Maulwurfshügeln, wird dort von einem Crossboard übernommen. Dadurch werden nicht nur Unebenheiten beseitigt, sondern primär wird späteren Schmutzeinträgen ins Futter von vornherein vorgebeugt. Die nachfolgenden Striegelzinken bereiten der Nachsaat eine geeignete Oberfläche. Der Anteil des ertragreichen und konkurrenzstarken Deutschen Weidelgrases sollte zur Bestandesaufwertung mindestens 50 % in der Saatmischung betragen. Die Aussaatstärke sollte bei mehrmaligen Übersaaten mindestens 10 kg/ha und bei Direktsaaten 15 bis 20 kg/ha betragen, damit deutliche Erfolge durch die Nachsaat erzielt werden. Ein anschließender Arbeitsgang mit einer Glattwalze wirkt sich positiv auf den Aufgang aus. Zudem werden Unebenheiten weiter vermindert und erhalten die Wurzeln aufgefrorener Grasnarben einen verbesserten Bodenschluss. Walzarbeiten empfehlen sich jedoch nur bei einem angemessenen, mittlerem Bodenfeuchtegehalt. Damit gemeint ist, dass sich einerseits das Relief trockener Böden kaum formen lässt und andererseits auf wassergesättigten Böden die Narbe eher beschädigt als gefördert wird. Sollten einzelne Teilflächen nicht befahrbar sein, empfiehlt es sich diese auszusparen, statt die Pflegemaßnahmen auf der Gesamtfläche zu unterlassen.
Karsten Bommelmann und Gerrit Frahmann, AG FUKO
Den richtigen Schnittzeitpunkt ermitteln
Erfolg ist kein Zufall, sondern die Summe guter Entscheidungen! – ein Credo, dass sich inflationär auf nahezu jeden Sachverhalt und jede Situation übertragen lässt. So verhält es sich auch mit dem Ernten und Konservieren guter Grassilagen, nur dass hier vielmehr schon wenige ungünstige Entschlusse das Potential guter Vor- und Nacharbeit zunichtemachen können. Im zweiten Teil dieser Beitragsreihe möchten wir uns meiner einer dieser sensiblen Stellschrauben, nämlich dem Schnittzeitpunkt, näher beschäftigen.
Neben den allgemein bekannten, aber wichtigen Grünlandpflegemaßnahmen im Frühjahr, hat der Schnittzeitpunkt einen erheblichen Einfluss auf die spätere Silagequalität. Welches Erntestadium des Aufwuchses als optimal angesehen werden kann, hängt jedoch von den späteren Fütterungsansprüchen ab. Mit frühen Schnitten lassen sich hohe Rohproteingehalte (XP) im Futter realisieren, welche jedoch die Silierbarkeit durch ihre puffernde Wirkung vermindern. Dieser Kompromiss ist zum Zwecke der hohen Futterqualität zu akzeptieren und sollte bei der Silierung und allen siliertechnischen Maßnahmen berücksichtigt werden. Im Vegetationsverlauf nimmt der Rohfasergehalt (XF) zu, der Proteingehalt jedoch allmählich ab. Ähnlich verhält es sich mit der Energiekonzentration, da durch zunehmende Rohfaseranteile der Ligningehalt des Futters ansteigt und es somit schwerer verdaulich wird. Ein geeigneter Erntezeitpunkt ist daher stets ein Kompromiss zwischen den Ansprüchen an Energie und Proteinqualität einerseits sowie dem Rohfasergehalt und Maximalertrag andererseits. Der XF-Gehalt hat sich in der Praxis als geeigneter Indikator zur Reifebeurteilung etabliert. Für die Fütterung von Milchvieh und Rindern hat sich die Ernte im Bereich zwischen 21 bis 23 % in der Gesamttrockenmasse bewährt. Ein Zeichen für das Erreichen dieses Stadiums kann das Ährenschieben der Hauptbestandsbildner sein. Die Grünlandreifeprüfungen der Landwirtschaftskammern können wertvolle Orientierungshilfen sein. Hier werden in vielen Bundesländern wöchentlich Daten zu aktuellen XF- und XP-Gehalten sowie zum aktuellen Ertragsniveau für ausgewählte Teststandorte bekanntgegeben. Ebenso ist die individuelle Untersuchung einer eigenen Aufwuchsprobe im Labor ein guter Indikator. Dies ist vor allem für die Rohrschwingelbestände zu empfehlen, die im Allgemeinen sehr früh Rohfaser einlagern. Dominiert der Rohrschwingel im Bestand, sollte der Schnitt bereits beim Rispenschwellen erfolgen, um noch einen akzeptablen Futterwert zu erzielen.
Bei dir Schnitthöhe ist darauf zu achten, dass der Vegetationskegel der Hauptbestandsbildner nicht zerstört wird, denn in ihm werden Reservestoffe eingelagert. Ihn abzutrennen hätte einen verzögerten Austrieb des Folgeaufwuchses aber auch Fehlstellen zur Folge. Bei schnittbetont genutzten Flächen mit Weidelgräsern als Hauptbestandesbildnern sind Schnitthöhen ab 7 - 8 cm in der Regel passend. Die Einstellung des Mähwerks sollte jedoch vor Ort dem individuellen Bestand angepasst und Lückenanteile sowie Unebenheiten berücksichtigt werden.
Bedingt durch den natürlichen Photosyntheseprozess werden unter Lichteinwirkung energiereiche organische Verbindungen am Tage auf- und nachts wieder abgebaut. Obwohl die höchste Zuckereinlagerung am Nachmittag zu verzeichnen ist, sollte der Mahdzeitpunkt so gelegt werden, dass sich möglichst 24-Stunden Silagen produzieren lassen. Wird nach dem Morgentau gemäht und dadurch eine Silierung am Nachmittag möglich, reduziert das erheblich die Atmungsverluste auf dem Feld und der Zucker steht für die Silierung zur Verfügung.
Das geschnittene Material sollte idealerweise innerhalb von 24 Stunden bis in einen Bereich zwischen 30 % und maximal 40 % TM angewelkt werden. Warum genau dies anzustreben ist und worauf außerdem bei den Silierarbeiten zu achten ist, erläutern wir Ihnen im nächsten Beitrag dieser Reihe.
Karsten Bommelmann und Gerrit Frahmann, AG FUKO
Mit der richtigen Strategie von der Fläche ins Silo
In den vergangenen 2 Beiträgen haben wir bereits über Grünlandpflege, Bestandeszusammensetzung, Schnittzeitpunkt und Möglichkeiten der Reifeprüfung berichtet. Mit dem heutigen 3. Teil zu den Erntearbeiten schließt sich nun der Kreis der Grassilagewerbung. Schlagkraft und Effizienz sind die wesentlichen Stellschrauben eines jeden Lohnunternehmens, um die eigene Arbeit ökonomisch zu optimieren. Während die Steigerung beider Parameter bei vielen Aufgaben konfliktfrei mit den Interessen der Auftraggeber einhergehen, können die Ziele von Landwirt und LU bei Silierarbeiten in Teilen voneinander abweichen. Hierbei sollte nicht nach Kompromissen gesucht, sondern alles für bestmögliche Futterqualität getan und erforderliche Mehraufwendungen des Lohnunternehmers angemessen vergütet werden. Warum beide Seiten von diesem Weg profitieren, erläutern wir Ihnen im nachfolgenden Ratgeber.
Durch den Einsatz von Aufbereitern kann der Anwelkprozess beschleunigt werden. Foto: Bommelmann |
Das geschnittene Material sollte idealerweise innerhalb von 24 Stunden bis in einen Bereich zwischen 30 % und maximal 40 % TM angewelkt werden. Der Anteil mit Aufbereitern verkaufter Mähtechnik ist spätestens seit Etablierung von selbstfahrenden Großflächenmähern deutlich gestiegen. Die Technik hilft die nötige Feldliegezeit zu verkürzen. Damit einher gehen 2 wesentliche Vorteile. Ein schneller Trocknungsprozess reduziert die Atmungsverluste im Siliergut, da stoffliche Umsetzungsprozesse früher und intensiver gehemmt werden. Außerdem reagieren auch unerwünschte Clostridien (Buttersäurebakterien) empfindlich auf den Wasserentzug. Sie werden somit von vornherein stärker in ihrer Aktivität und Vermehrung gebremst. Ersteres wirkt sich direkt positiv auf den Energiegehalt der Silage aus und Zweiteres vermindert das Risiko von Fehlgärungen.
Der Abstimmung der Ernte-Kette zur Einhaltung des Ziel-TM-Bereichs ist größte Aufmerksamkeit zu schenken! Niedrigere TM-Gehalte erhöhen das Risiko einer ungewünschten Buttersäuregärung, insbesondere bei gleichzeitig niedrigem Z/PK-Quotienten. Zu hohe TM-Gehalte wiederum erschweren die Verdichtung des Häckselmaterials. So verbleiben größere Mengen Restsauerstoff im Futterstapel und Luft kann schneller durch die groben Poren der Anschnittfläche in den Silostapel einströmen. Ein weiterer Nachteil überhöhter TM-Gehalte ist eine verminderte Wirkung enthaltener Essigsäure. Sie ist ein Stoffwechselprodukt heterofermentativer Milchsäurebakterien und wirkt inhibierend. In diesem Zusammenhang bedeutet es, dass sie Nacherwärmung verursachende Hefen hemmt. Wie stark diese Wirkung ist, hängt jedoch nicht allein vom Gesamtgehalt der Essigsäure in der Silage ab, sondern vom Verhältnis zwischen dissoziiertem zu undissoziiertem Anteil der Säure. Denn nur der undissoziierter Anteil der Essigsäure wirkt gegen die Hefen und ihr Verhältnis ist größer, je niedriger der pH-Wert in der Silage ist. Die Silagegärung ist daher ein Prozess mit Wechselwirkungen und Zielkonflikten, an denen sich die Empfehlung für einen Zieltrockenmassegehalt von durchschnittlich 35 % ausrichtet.
Die richtige Häcksellänge ist der Trockenmasse anzupassen und stellt stets einen Kompromiss zwischen den Anforderungen der Wiederkäuferfütterung und der Futterkonservierung dar. Grundsätzlich gilt: „So lang wie möglich für die Tiere, so kurz wie nötig für eine sichere Verdichtbarkeit“. Empfehlungen für den Variationsbereich bewegen sich zwischen 2 cm bei extrem trockenem Material und 5 cm bei sehr nassem Futter.
Stets beachten: Zetter und Schwader sind keine Bodenbearbeitungsgeräte! Ein flacher Zinkengang auf Stoppelhöhe vermeidet unnötige Schmutzeinträge. Foto: Bommelmann |
Um die bereits mehrfach angesprochene Verdichtung zu gewährleisten, sind die Walzkapazitäten und die stündliche Siliergutanfuhr aufeinander abzustimmen. Eine Faustregel besagt, dass ein Viertel der stündlich angefahrenen Frischmasse als Walzgewicht auf dem Silostock vorzuhalten sind. Entscheidend ist, dass nicht der Feldhäcksler, sondern die Walzschlepper des Tempo der Ernte vorgeben! Hohe Reifendrücke über 2 bar verringern die Aufstandsfläche und verbessern so die Tiefenwirkung beim Verdichten. Zwillingsbereifungen sind hilfreich an kritischen Schrägungen, vermindern jedoch die Verdichtungsintensität. Einseitige Zwillingsbereifungen sind ein möglicher Kompromiss. Idealerweise wird mit einer Aufgabenteilung zwischen Schleppern zur reinen Verdichtungsarbeit (schwer ballastiert, keine Zwillingsräder) und Schleppern mit Zwillingen zur Futterverteilung und zur Verdichtung steiler Kanten gearbeitet. Ein unterbrechungsfreies Fahren der Walzfahrzeuge während der Wagenentleerung und dünne Schichten unter 25 cm wirken sich zudem positiv auf den Verdichtungserfolg aus. Zielwerte der Dichtlagerung sind oberhalb von 200 kg TM/m³ anzustreben.
Nach Beendigung der Erntearbeiten ist das Silo schnellstmöglich gasdicht abzuschließen. Nicht selten rollen in der Praxis die letzten Silowagen noch in den Abendstunden, sodass die Zudeckarbeiten auf den nächsten Vormittag verschoben werden. Von solchen Verfahrensweisen ist jedoch, allem Verständnis für die Belastungen durch den langen Arbeitstag zum Trotz, dringlichst abzuraten! Zum einen kann eine effiziente Ansäuerung durch Milchsäurebakterien erst gelingen, wenn kein Sauerstoff mehr im Silo vorhanden ist. Zum anderen können sauerstoffliebende Hefen und Pilze diese Phase zu ihrer massiven Vermehrung nutzen. Selbst wenn es nicht direkt zu Nacherwärmungen führen sollte, wirkt sich der erhöhte Besatz mit Schaderregern negativ auf die aerobe Stabilität des Futters über die gesamte Nutzungsdauer des Silos aus. Daher sollte der Gasabschluss mit klassischen Silofolien, Unterziehfolien oder auch bewährten 2-in-1 Folien unmittelbar erfolgen. Der Einsatz von Siliermitteln, z. B. eines biologischen Präparates der Wirkungsrichtung 2 (Verbesserung der aeroben Stabilität) zur Steigerung des Essigsäuregehalts, kann vermindernd auf die Neigung zur Nacherwärmung wirken. Die Effekte durch Einhaltung der guten fachlichen Praxis (Bestandesführung, Anwelken, Verdichtung, Abdeckung) wirken sich jedoch ungleich stärker aus.
Besondere Witterungssituationen können besondere Maßnahmen erfordern. Durch die hohen Ertragsmassen und das tendenziell noch wechselhaft milde Wetter rund um den Mai, wird ein zu rasches Anwelken beim 1. Schnitt selten zum Problem. Bei Folgeaufwüchsen in den Sommermonaten kann dem Risiko einer zu trocken werdenden Silage durch den Verzicht auf das Zetten teilweise entgegengewirkt werden. Die Festlegung der Feldliegezeit, bis hin zur nahezu direkten Ernte nach der Mahd, bieten die beste Anpassungsmöglichkeit. Dies erfordert jedoch eine gewisse Flexibilität seitens des Lohnunternehmers, deren Vorhalten nicht zum 0-Tarif gewährleistet werden kann.
Sind extreme Temperaturen und zugleich geringe Erträge zu erwarten, darf durchaus hinterfragt werden, ob die Silierung noch das ideale Konservierungsverfahren ist. TM-Gehalte von über 40 %, bei denen das Futter im Fahrsilo kaum noch zu verdichten wäre, sind für Wickelballen ideal und zwecks Formstabilität sogar erforderlich. Sie konservieren weniger über Ansäuerung, sondern vorrangig durch entstehendes CO2 als Schutzgas und den Feuchteentzug. So gelingt auch die Haltbarmachung von zuckerarmem Ausgangsmaterial, welches ansonsten schwer vergärbar wäre. Ebenso kann bei solch extremen Situationen die Heuwerbung als sinnvollere Alternative in Betracht gezogen werden.
Fazit: Ein wesentlicher Mehrwert von Qualitätsfutter liegt vor allem in vermiedenen Kosten versteckt. Die Ernte erstreckt sich über nur ca. 24 Stunden. Qualitätsverluste, Arbeitserledigungskosten für das Absuchen von Schimmel, Eutererkrankungen, Fruchtbarkeitsstörungen und die daraus resultierenden Tierarztkosten wirken sich über die gesamte Fütterungsdauer des Silos aus. Hochwertiges Grundfutter ist die Basis für gesunde und wirtschaftliche Tierhaltung - das Zusammenwirken von Landwirt und Lohnunternehmern bereitet den Weg dorthin!
Karsten Bommelmann und Gerrit Frahmann, AG FUKO
Wickelballensilage - eingestretchte Futterqualität
Trotz vieler Gemeinsamkeiten ist der Wickelballen nicht als kleineres Pendant zur Silomiete zu sehen. Es ist ein anderes System der Futterkonservierung, mit abweichenden Stärken und Schwächen. Wir erklären, welche diese sind und in welchen Situationen die Wickelballensilage eine sinnvolle Option ist.
Zum 1. und 2. Grünlandschnitt sind Wickelballenpressen eher selten bei den Erntearbeiten anzutreffen. Wegen hoher Ertragsmengen, guter Siliervoraussetzungen des Pflanzenmaterials und kurzen Erntefenstern sind hier die vergleichsweise schlagkräftigeren Feldhäcksler meist die bevorzugte Wahl. Bei den weiteren Folgeschnitten hingegen kann das Verfahren der Wickelballensilage von Vorteil sein. Die Ursachen hierfür liegen nicht allein in den kleineren Erntemengen und dem ggf. sommerlichen Standwetter.
Während bei der Silierung von Grünfutter im Fahrsilo die Konservierung in erster Linie durch die Ansäuerung des Futters sichergestellt wird, kommt bei der Lagerung im Wickelballen eine Kombination mehrerer Konservierungsvorgänge zum Tragen. Der Beitrag der Milchsäurebakterien ist im Vergleich zum Fahrsilo relativ klein, weshalb Wickelballen, je nach Trockensubstanz, meist höhere pH-Werte im Bereich zwischen pH 5,0 und pH 5,5 aufweisen. Der zweite Beitrag wird, analog zur Heuwerbung, durch den Wasserentzug geleistet. Dieser wirkt sich vor allem hemmend auf die Aktivität und Vermehrung von Buttersäurebakterien aus. Anzustrebende Trockensubstanzgehalte liegen, höher als bei Anwelksilagen, im Bereich zwischen 40 und 50 %. Diese etwas gehobenen TM-Gehalte gewähren zudem eine hohe Formstabilität der späteren Ballen.
Die wichtigste Rolle bei der Konservierung in Wickelballen spielt jedoch das entstehende Gärgas. Bei der Veratmung von Restsauerstoff und anderen Gärprozessen wird Kohlendioxid (CO2) frei, welches im Folienmantel eingeschlossen wird und hemmend auf Hefen und Schimmelpilze wirkt. Da Milchsäuregärung und Wasserentzug allein das Futter nicht sicher zu konservieren vermögen, ist es umso wichtiger, das schützende Gärgas innerhalb der Ballenkonserve zu bewahren. Daraus leitet sich zum einen die klare Empfehlung zum schonenden Umgang mit den Wickelballen ab, um das schützende Gärgas nicht ungewollt wieder aus den Konserven herauszupressen. Eine sofortige Reparatur entdeckter Folienschäden ist alternativlos. Zum anderen aber qualifiziert es das Wickelballenverfahren für Ausgangsmaterialen, bei denen das klassische Welksilage-Verfahren im Fahrsilo keine sichere Konservierung verspricht. Gemeint sich z. B. spätsommerliche Folgeschnitte, die aufgrund geringer Zuckergehalte und hoher Pufferkapazitäten keine erfolgreiche Milchsäurevergärung erwarten lassen. Ebenso kann das Verfahren zur Konservierung von extensiven Aufwüchsen, z. B. von Naturschutzflächen, interessant sein, welche ansonsten wegen geringer Nitratgehalte einem größeren Risiko von Buttersäuregärungen unterliegen. In beiden Fällen ist ein rasches Anwelken wesentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Vergärung.
Von der technischen Seite her bietet der Landmaschinenmarkt vielseitige Lösungen zur Erzeugung von Wickelballen. Seitens der Rundballenpresse ist hier zwischen Festkammer- und Variokammerpressen zu unterscheiden. Bei den kostengünstigeren Festkammerpressen lässt sich der Ballendurchmesser nicht variieren. Die Verdichtungsarbeit erfolgt erst mit Abschluss der Presskammerfüllung, so dass ein relativ weicher Kern, dafür aber eine sehr harte Außenschale charakteristisch für diese Ballentypen sind. Bei den technisch aufwändigeren und teureren Variokammerpressen lassen sich die Ballendurchmesser in einem gewissen Bereich flexibel anpassen. Die Verdichtungsarbeit erfolgt im Grunde von Beginn an, mit dem Ergebnis einer relativ gleichmäßigen Dichtlagerung im gesamten Ballen. Um ein möglichst geringes Restporenvolumen zu erzielen, sollte die angestrebte Lagerungsdichte der Ballen im Bereich zwischen 150 und 170 kg Trockenmasse je Kubikmeter liegen. Der Einsatz von Messern zur Zerkleinerung des Futters ist in den allermeisten Fällen eine lohnende Maßnahme. Insbesondere bei langem Ausgangsmaterial kann so die spätere Arbeit des Ballenauflösens deutlich erleichtert werden. Zudem amortisieren sich die anfallenden Zusatzkosten direkt durch eine 6 bis 12 % höhere Lagerungsdichte und somit durch eine größere Futtermenge pro Ballen.
Moderne Kombinationen erledigen das Pressen und Wickeln in einem Arbeitsgang. Beim direkten Vergleich von Press-Wickel-Kombination und dem klassischen, abgesetzten Verfahren lässt sich jedoch keines als das eindeutig bessere festmachen. Beide Systeme haben Stärken und Schwächen. Beim kombinierten Verfahren werden austretende Gärgase von Beginn an eingeschlossen. Der eingesparte Arbeitsgang macht sich in der Regel durch eine Kostenreduktion bezahlt. Bei langen Liegezeiten bis zur Bergung besteht jedoch die Gefahr, dass bereits entstandenes, eingeschlossenes Gärgas durch die Einwirkung mechanischer Kräfte, z. B. mit einer Siloballenzange, wieder herausgepresst werden kann. Zudem besteht bei den Verlade- und Transportarbeiten ein Risiko, die bereits fertigen Wickelballen zu beschädigen und so erneut Luftsauerstoff auszusetzen. Hier punktet das 2-schrittige Verfahren, sofern das Wickeln direkt an der endgültigen Ballenlagerstätte vorgenommen wird. Aus Sicht der Futterkonservierung ist entscheidend, die Zeit zwischen dem Press- und Wickelvorgang sowie der Überführung zur endgültigen Lagerstätte so kurz wie möglich zu halten.
Nicht am falschen Ende sparen!
Das Einwickeln der Ballen sollte mit hochwertigen Stretchfolien erfolgen. Entscheidend sind eine geringe Gasdurchlässigkeit und eine gute UV-Beständigkeit der Folien, um so auch längere Lagerzeiten sicher überdauern zu können. Eine verlässliche Orientierung bei der Folienqualität liefert das Prüfsiegel der DLG. Hinsichtlich der Farbauswahl ist das am Markt verfügbare Portfolio in den letzten Jahren gewachsen und lässt über Himmelblau bis hin zu Rosa keine Wünsche offen. Obgleich überwiegend eine Geschmackssache, ist die Frage der Farbe aus Sicht der Konservierung nicht gänzlich ohne Bedeutung. Helle Farben sind dunklen vorzuziehen, da sich diese unter Sonneneinstrahlung weniger erwärmen und die Gasdurchlässigkeit von Folien infolge von Erwärmung in der Regel zunimmt. Bei einer 50 %‑igen Überlappung haben sich 6 Folienlagen als gängiger Standard etabliert. Es sei jedoch dringend angeraten, sich zuvor einen genauen Eindruck von der Beschaffenheit des Futters zu machen. Hartstängeliges Material, z. B. bei extensiven oder überständigen Aufwüchsen, kann dünne Wickelungen leicht durchstechen. Hier bietet eine 8-fache Wickelung mehr Sicherheit. Grundsätzlich darf darüber nachgedacht werden, sich auch bei vermeintlich unproblematischem Ausgangsmaterial direkt für eine 8-fache Umwickelung zu entscheiden. Die zusätzlichen Folienschichten bilden bei Verladearbeiten eine merklich robustere Ballenschale. In Relation zu den Gesamtkosten des Verfahrens, ist der preisliche Unterschied zwischen 6-facher und 8-facher Wickelung in der Regel gering, eine unentdeckt gebliebene Ballenbeschädigung jedoch meist gleichbedeutend mit dem Totalverlust des Futterballens.
Zum Abschluss der Erntearbeiten ist eine Lagerung gemäß guter fachlicher Praxis vorzunehmen. Rundballen sind vorzugsweise hochkant aufzustellen, da die flachen Seiten den besten Folienschutz bieten. Zudem ist so am wenigsten mit späteren Verformungen zu rechnen, durch welche das schützende Kohlendioxid aus den Ballen herausgepresst werden könnte. Von Stapeltechniken, die ein Zusammenfallen der Ballen nach sich ziehen könnten, ist abzuraten. Schadnager legen ihre Tunnelbauten nicht nur gerne unterhalb von Siloballen an, sondern verirren sich dabei gelegentlich auch ins Balleninnere. Ein befestigter Untergrund beugt solchen Schäden vor. Als idealtypisch ist jedoch die Lagerung auf Paletten anzusehen. In der Praxis stößt diese Vorgehensweise bei großen Ballenzahlen natürlich mangels Paletten nicht selten an ihre Grenzen. Hier kann sich das Unterlegen einer Silofolie dennoch positiv auf den Schutz der Ballen auswirken. Eine umschließende Abdeckung mit Siloschutznetzen beugt zudem Schäden durch das Picken von Vögeln vor. Allen Schutzmaßnahmen zum Trotz ist eine regelmäßige Kontrolle der Ballenlagerstätte auf Folienschäden unerlässlich. Sollten nach fortgeschrittener Lagerdauer plötzlich beschädigte Einzelballen eindeckt werden und diese zugänglich sein, so ist eine schnellstmögliche Verfütterung einem erneuten Verkleben und Weiterlagern vorzuziehen.
Resümierend stellt die Wickelballensilage ein spezielles Konservierungsverfahren dar, welches den Lückenschluss zwischen klassischer Silierung und der Heuwerbung gewährleistet. Durch die eingeschlossenen Gärgase werden auch ansonsten schwer silierbare Ausgangsmaterialien lagerfähig. Zudem ermöglicht es eine große Flexibilität in der Handhabung des Futters. Durch die Portionierung in Ballen entfallen Probleme mit zu geringem Vorschub am Fahrsilo. Gerade wenn auf Betrieben Weidehaltung praktiziert wird, führen im Sommer hohe Temperaturen bei zeitgleich reduziertem Futterbedarf oft zu großen Nacherwärmungsproblemen. Außerdem bietet Futter in Ballenform neben allgemein geringeren Verlusten auch gute Verkaufs- und Transportmöglichkeiten. Ein besonders wichtiger Punkt für die Wickelballensilage ist jedoch die Konformität mit den Anforderungen der aktuellen Verordnung zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (AwSV). Obgleich mit ihr auf lange Sicht höhere Kosten einhergehen, kann sie unter Umständen eine Alternative für Betriebe sein, für welche die Investition in eine neue Fahrsiloanlage keine sinnvolle Option darstellt.
Karsten Bommelmann und Gerrit Frahmann, AG FUKO
Werbung von Qualitätsheu – der Weg zu gesundem Raufutter
Heu in Rundballen; 1. Schnitt 2019; beste Qualität – nicht selten wird mit Beschreibungen wie dieser in Kleinanzeigen für die verkäufliche Ware geworben. Die genaueren Eigenschaften des Futters bleiben meist unberücksichtigt. Dabei wird dieses Futtermittel während seiner Erzeugung stark durch die Einflüsse von Pflanzenzusammensetzung, Düngung, Schnittzeitpunkt, Verfahrenstechnik und die Bedingungen der Lagerung geprägt. Heu ist somit nicht gleich Heu. Neben den großen Unterschieden in der Beschaffenheit haben zudem Tierarten verschiedene Ansprüche an das Futter. Bei Pferden ist z. B. bekannt, dass hohe Gehalte des Reservekohlenhydrats Fruktan in Wechselwirkung mit erhöhten Rohproteingehalten u. a. ursächlich für auftretende Hufrehe sein können. Während hier faserbetontes Heu zugunsten eher niedriger Rohzucker- und Rohproteingehalte angestrebt werden sollte, sind bei der Erzeugung für die Rinderfütterung andere Ziele relevant. Welche diese sind und worauf Sie bei der Heuwerbung achten sollten, wird Ihnen nachfolgend erläutert.
Historisch betrachtet ist die Heuwerbung das älteste aller Konservierungsverfahren. Mittels Feuchteentzug werden Umsetzungsprozesse von Bakterien und anderen Schaderregern gehemmt und idealerweise vollständig zum Erliegen gebracht. Zurecht gilt Heu grundsätzlich als vielseitig verwendbar. Dennoch sollte für eine zielführende Bewirtschaftung klar sein, welche Art von Heu angestrebt wird. Anders als Futterstroh, dient Heu bei Rindern nicht nur als Strukturkomponente, sondern auch als wertvoller Lieferant von Energie und Eiweiß. Damit einhergehende hohe Gehalte an Rohzucker und -protein können am besten im Rahmen einer intensiven Grünlandbewirtschaftung realisiert werden. Diese beginnt bereits lange vor der Ernte mit der Bestandsführung des Grünlands. Für hohe Energiedichten empfiehlt sich Deutsches Weidelgras als bewährter, ausdauernder und ertragsstarker Hauptbestandsbilder. Diesem Horst bildenden Untergras sind Trittfestigkeit und ein hohes Bestockungspotential zu eigen. Nach dem Schnitt zeigt es sich rasch im Wiederaustrieb und bildet vermehrt Seitentriebe aus. Diese Eigenschaft sorgt für einen guten Lückenschluss der Narbe und macht es besonders konkurrenzfähig gegenüber Unkräutern. Die Narbe wird somit umso dichter, je intensiver das Grünland genutzt wird. Ist jedoch eine extensive Nutzung angedacht, sollte auf andere standortangepasste Gräser als Hauptbestandsbilder ausgewichen werden, um lückigen Narben vorzubeugen.
Ebenso wie bei der Silagebereitung, sollte auch zur Heunutzung im Vorfeld eine bedarfsgerechte Düngung mit Stickstoff und Kalium sowie ggf. eine Kalkungsmaßnahme zur Regulierung des Boden-pH-Wertes erfolgen. Der Umfang der Stickstoffgabe hat jedoch nicht nur Einfluss auf das Ertragspotential, sondern wirkt sich auch deutlich auf den Rohproteingehalt bzw. dessen Mengenverhältnis zum Rohzucker im späteren Heu aus. Sie stehen in einer antagonistischen Beziehung. Diese sollte, anders als bei Pferdeheu, für die Erzeugung von hochwertigem Eiweißfutter und zur Vermeidung von Ertragsdepressionen nicht zu einer N-Unterversorgung verleiten. Wertvolle Leguminosen, wie z. B. Weißklee oder Rotklee, sind wegen ihrer N-einbindenden Wirkung bei der Düngeplanung zu berücksichtigen.
Pflanzenphysiologisch ist der optimale Schnittzeitpunkt zur Heuwerbung allgemein mit der Blütephase erreicht. Rohfasergehalte zwischen 27 und 32 % in der Trockenmasse sind anzustreben, um eine ausreichende Kauaktivität und damit Speichelbildung beim Wiederkäuer sicherzustellen. Höhere Gehalte infolge späterer Schnittzeitpunkte gehen zu Lasten der Eiweiß- und Energiekonzentrationen sowie der Futterverdaulichkeit. Idealistischen Zielsetzungen steht in der Praxis oft die Herausforderung entgegen, dass junges und strukturarmes Pflanzenmaterial relativ lange zum Erreichen der Zieltrockenmasse von 85 % benötigt. Daher ist das Rohfaserziel im Zweifelsfall einer sicheren, niederschlagsfreien Wetterprognose unterzuordnen. Durch die Photosynthese bauen Pflanzen Zuckerverbindungen unter Sonneneinstrahlung auf und veratmen diese wieder im Laufe der Dunkelphase. Um hohe Zuckergehalte als wichtige Energieform zu sichern, wird oft ein Mahdzeitpunkt am Nachmittag oder am frühen Abend empfohlen. Die stofflichen Umsetzungsprozesse kommen mit dem Abtrennen der Pflanze jedoch nicht direkt zum Erliegen. Auch weiterhin werden Kohlenhydrate mit der Feldliegezeit abgebaut, weshalb das wesentliche Ziel ein möglichst rasches Anwelken des Futters sein muss. Der Einsatz von Mähaufbereitern hilft den Trocknungsprozess zu beschleunigen.
Die Schnitthöhe ist so einzustellen, dass der Vegetationskegel der Hauptbestandsbildner erhalten bleibt. Somit wird der Wiederaustrieb der Grünlandnarbe nicht unnötig verzögert. Da die Stoppel gewissermaßen das Mähgut trägt, sollte bei der Heuwerbung grundsätzlich von unnötig kurzen Schnitthöhen unterhalb von 7 cm abgesehen werden. Mit diesen lassen sich kaum höhere Erträge generieren, verschlechtern jedoch die Trocknungswirkung durch geringere Luftzirkulation. Außerdem bleibt zu bedenken, dass die Stoppelhöhe den Spielraum für die Einstellung der nachfolgenden Zinkenwerkzeuge vorgibt. Bei Bodenkontakt können diese Schmutz ins Futter eintragen. Zusätzlichen Einträgen durch Maulwurfshaufen kann frühzeitig durch Schleppen, Striegeln und Walzen der Grünlandflächen im Rahmen der Bestandsführung vorgebeugt werden.
Das Zetten des Pflanzenmaterials unterstützt durch Wenden und Durchlüften den Trocknungsprozess. Die Zinken sollten in Arbeitsstellung am tiefsten Punkt ihrer Kreisbahn nicht näher als 2 cm an die Bodenoberfläche heranreichen. Häufig werden beim Zetten 2 wesentliche Fehler begangen. Zum einen wird mit zu hoher Geschwindigkeit gefahren. Zu hohe Fahrgeschwindigkeiten führen dazu, dass das Pflanzenmaterial nicht mehr gleichmäßig, sondern zunehmend in Haufen abgelegt wird. Dies wirkt dem gleichmäßigen Abtrocknen des Mähguts entgegen. Des Weiteren wird, oftmals zum Kompensieren jener hohen Fahrgeschwindigkeiten, eine zu große Zapfwellendrehzahl gewählt. Starke mechanische Zinkeneinwirkung hat zwingend höhere Bröckelverluste zur Folge. Verloren geht zudem nicht nur Ertrag im Allgemeinen, sondern vorwiegend besonders eiweißreiche Blattbestandteile.
Beim letzten Arbeitsgang wird das Heu in erntebereite Schwade zusammengeführt. Jedoch empfiehlt es sich auch an den Abenden zuvor das Material in kleine Nachtschwade zu bringen, um die Oberfläche zu verringern und somit die Wiederbefeuchtung durch Tau zu reduzieren. Beim Einsatz von Kreiselschwadern gilt es ebenfalls die zuvor beim Zetten erwähnten Punkte hinsichtlich Zinkeneinstellung und mechanischer Einwirkung zu berücksichtigen. Der Einsatz von Bandschwadern kann zudem Schmutzeinträge reduzieren. Auch einige Kreiselzetter ermöglichen bei langsamer Drehzahl die Anlage kleiner Nachtschwade und verfügen dafür teilweise über optionale Nachtschwadgetriebe. Das letzte Schwaden sollte mindestens eine Stunde vor dem Pressen bzw. Einholen erfolgen, damit das Heu noch einmal durchlüften und nachtrocknen kann.
Die Ernte kann mit üblichen HD-, Großpacken- oder Rundballenpressen, jedoch auch lose per Ladewagen erfolgen. Wichtig ist, dass das Erntegut vollständig trocken ist. Die Witterung an heißen Sommertagen kann schnell zu Trugschlüssen beim Ertasten der Schwade führen. Vorherrschende Wärme im Material wird fälschlicherweise oft als Indiz für Trockenheit wahrgenommen. Sofern die Wetteraussichten es zulassen, sollte sich im Zweifelsfall eher für einen Trocknungstag mehr als für einen zu wenig entschieden werden. Moderne Feuchtemesslanzen für Heu- und Strohballen können zudem Orientierung verschaffen. Schimmelbildung und „zusammenpappendes“ Heu können die Folge von auch nur kleinen verbliebenen Feuchtenestern sein. Je lockerer das Erntematerial eingeholt wird, umso eher kann das Heu nachtrockenen und ist somit gewissermaßen toleranter gegenüber Restfeuchte. Es besteht quasi ein Zielkonflikt zwischen größerer Transportwürdigkeit bei hohen Lagerungsdichten auf der einen und schlechteren Nachtrocknungseigenschaften auf der anderen Seite. Allgemeingültige Richtwerte lassen sich nur schwierig benennen, da das spezifische Raumgewicht von trockenem Material durch unterschiedliche Anteile von Stängel- und Blattmasse variiert. Anders ausgedrückt, ist Qualitätsheu von Intensivgrünland je Raumeinheit in der Regel schwerer als rohfaserbetontes Material von Extensivflächen. Grundsätzlich empfiehlt es sich jedoch von Lagerungsdichten über 130 kg TM je m³ abzusehen.
Qualitätsheu sollte in jedem Fall unter festem Dach eingelagert werden und hierfür gibt es gute Gründe. Vom Adaptieren des Verfahrens der Außenlagerung unter Vlies, wie es bei Stroh praktiziert wird, ist abzuraten. Zu bedenken ist, dass Stroh in den meisten Fällen lediglich die Anforderungen als Einstreu zu erfüllen hat. Der Schutz vor Niederschlag allein ist für eine gute Heulagerung nicht ausreichend. Es gilt, das Futter auch vor Feuchtigkeit aus dem Erdreich und der übrigen Umgebung zu schützen. Wird Heu direkt auf kaltem Untergrund, z. B. Beton, abgelegt, kommt es infolge des Temperaturunterschieds und des fehlenden Luftaustauschs zur Kondenswasserbildung. Diese verdirbt oft die unterste Schicht des Heus und lässt es „zusammenpappen“. Diesem Problem kann mit dem Unterlegen von Holzpaletten vorgebeugt werden, da Luft im geschaffenen Hohlraum zirkulieren kann. Luftzirkulation ist auch im übrigen Heustapel wichtig. Sie lässt sich durch verschiedene Maßnahmen sicherstellen bzw. wird durch bestimmte bauliche Gegebenheiten behindert. Lagerstätten sollten eine gewisse lichte Höhe vorhalten, sprich nicht bis unter das Dach befüllt werden. Bei Dachbodenlagerung sind Dachschrägen von unter 30 Grad Neigung von Nachteil. Auch die Stapelung hat einen Einfluss. Aufgeschüttete Ballenhaufen, bei HD-Ballen z. B. von Ballenbahnen der Fall, mögen optisch und der Verformung wegen nicht jedem zusagen, bieten durch Zirkulation in den Hohlräumen jedoch das geringste Risiko von Lagerpilzen. Ideal ist zudem die Lagerung einer Schicht Stroh unter und um das Heulager herum. Es wirkt isolierend und resorbiert Feuchtigkeit, welche stets beim Ausschwitzen von frischem Heu frei wird. Die beschriebenen Maßnahmen zur Heueinlagerung mögen zum Teil aufwendig erscheinen. Durch unzureichende Lagermaßnahmen verdorbenes Heu ist jedoch nicht einmal mehr als Einstreu zu verwenden, da die Aufnahme als Futter durch Tiere nicht ausgeschlossen werden kann. Somit führen Lagermängel bei Heu in der Regel nicht zu Qualitätsminderungen, sondern kommen einem Totalverlust gleich. Fachgerecht eingelagertes Heu hingegen ist mehrjährig lagerbar. Die trockene Konservierung des Futters stellt zudem eine unproblematische Alternative zur Feuchtlagerung unter Berücksichtigung der Anlagenverordnung zum Umgang mit wassergefährdenden Stoffen (AwSV) dar. Nicht zuletzt aber bietet Qualitätsheu ein hervorragendes Grundfutter zur wiederkäuergerechten Versorgung von Rindvieh.
Karsten Bommelmann und Gerrit Frahmann, AG FUKO