In stürmischen Höhen

In stürmischen Höhen

Die Huangarua Farm in Martinsborough ist ebenfalls ein Familienunternehmen mit über 1.000 ha Hügelland und einer langen Tradition. Charlie Cresswell führt die Farm, die von seinem Vater in eine eigens gegründete Holding überführt wurde, um sie in Familienbesitz zu halten. Cresswells Sohn arbeitet zurzeit in Australien auf einer Farm. Es ist gut, dass er sich seine Hörner woanders abstößt, meint sein Vater. Cresswell empfing uns im Hochland (320 m Höhe) auf einer Schafweide. Die Busfahrt dorthin über den schmalen Wirtschaftsweg ließ uns den Atem anhalten. Unser Busfahrer hatte den dicken Applaus am Ende verdient.

Oben erwartete die Gruppe ein traumhafter Ausblick, und Sturm. Der starke und wohl auch beständige Wind trocknet die Weiden schnell aus, auch wenn im Schnitt hier 800 mm NS fallen. Trockenheit ist ein Problem. Gut 60 % seines Einkommens erzielt Cresswell mit 4.500 Mutterschafen (Rasse Romnay x Coopworth), der Rest kommt überwiegend aus der Rindfleischerzeugung (600 bis 700 Rinder). Durch Zufütterung von Luzerneheu und Gerste werden die Mutterschafe vor dem Decken in optimale Kondition gebracht. Ab Mai kommt der Zuchtbock (Suffolk-Kreuzung) in die Herde. Die Trächtigkeit wird über Ultraschall festgestellt. Etwa 30 % der Aulämmer werden zur Remontierung der Mutterschafherde aufgezogen.

 

Abbildung 1 Robuste Schafrassen bevölkern in Neuseeland vor allem das Hügelland.

Abbildung 1 Robuste Schafrassen bevölkern in Neuseeland vor allem das Hügelland.

Pro Mutterschaf kann Cresswell etwa 1,4 Lämmer im Jahr lebend aufziehen. Die Verlustrate bei den Lämmern beträgt zwischen 4 und 5 %. Nach  dem Absetzen werden alle Lämmer regelmäßig entwurmt. Aulämmer werden mit einem Kombiimpfstoff gegen Salmonellen, Toxoplasmose und  Campylobacter behandelt. Vor dem Decken soll ein Ovulationsmittel das Ablammergebnis dieser Tiere verbessern. Leichte Zwillinge werden mi t einem Vitaminpräparat gestärkt. Bei den Lämmern, die mit vier Monaten zum Schlachter gehen, strebt Cresswell eine tägliche Zunahme von 300  bis 350 g an. Im Januar werden die Lämmer ins Gatter (Schafpferch) getrieben und durch Rückengriff auf Schlachtkondition geprüft. Hier können sich die künftigen Mutterschafe auch an die Hunde gewöhnen. Zu leichte Lämmer erhalten Zusatzfutter. Cresswell baut in der Ebene Markstammkohl und Raps an, der von den Lämmern abgeweidet wird. Sind die Grundfutterbedingungen nicht so optimal (z.B. wegen Trockenheit), verkauft der Farmer die Schlachtlämmer auch schon vor dem optimalen Schlachtgewicht von 17/18 kg am Haken.

Abbildung 2 Der Behandlungsstand für Schafe in Warteposition. In so einem Stand können bis zu 1.000 Tiere in der Stunde behandelt werden.

Abbildung 2 Der Behandlungsstand für Schafe in Warteposition. In so einem Stand können
bis zu 1.000 Tiere in der Stunde behandelt werden.

Auch auf der Cresswell-Farm werden die Schafe zweimal im Jahr geschoren und gegen Fliegen und Läuse behandelt. Pro Kilogramm Wolle wurden in 2018 gut 3 Dollar gezahlt. Jedes Mutterschaf bringt etwa 3 bis 4 kg Wolle. Abzüglich Scherlohn bleiben 0,50 Dollar/kg Wolle über.

 

Abbildung 3): Ackerfutterbau, hier Kohlanbau im Vordergrund, spielt eine wichtige Rolle in der Schaf- und Rindfleischerzeugung.

Abbildung 3: Ackerfutterbau, hier Kohlanbau im Vordergrund, spielt eine wichtige Rolle in der Schaf- und Rindfleischerzeugung.

Neben seinen Grünlandflächen im Hügelland und Flachland baut Cresswell auf seinen Ackerflächen in der Ebene Kleegemenge mit Inkarnatklee, Spitzwegerich mit Chicoree, Hafer, Triticale, Raps und Kohl an. Regelmäßig werden Flächen mit niedrigem pH-Wert gekalkt, wobei Schwefel, Molybdän sowie Selen zugesetzt werden. Die Weiden im Hochland werden vom Flugzeug aus gedüngt, eine teure Angelegenheit (1.500 Dollar pro einmal starten und landen). Neben Diammonphosphat kommen als mineralische Stickstoff- und Phosphatlieferanten Cropmaster (wie Kalkammonsalpeter) und Harnstoff zum Einsatz.  Für

Mineraldünger und Kalk fallen Kosten von etwa 97 Dollar/ha und Jahr an.

 

Bilder und Text: Frau Kahnt-Ralle