Maisqualität

Qualität der Maissilage richtig sichern

 

Nach 2 durch Dürrebedingungen geprägten Jahren zeichnet sich für 2020 in den meisten Regionen Norddeutschlands eine Maisernte mit zumindest durchschnittlichen Erträgen ab. Nun gilt es diese Chance bestmöglich zu nutzen, um Futterlücken zu schließen und idealerweise Reserven aufzubauen. Damit dies gelingt, gilt es die Regeln der guten fachlichen Praxis bei den Silierarbeiten zu beachten.

  • Trockenmasse: Ist der beste Indikator für den richtigen Erntetermin. Sie sollte zum Häckseln rund um 35 % liegen. Da Mais in der späten Abreifephase immer noch Stärke einlagert, führt dies i. d. R. zu höheren Energiekonzentrationen. Die Verdichtbarkeit nimmt jedoch bei hohen TM-Gehalten ab, sodass ein eingepasster Kompromiss anzustreben ist.
  • Silogeometrie: Der Futtervorschub sollte im Sommer mind. 2,5 m pro Woche betragen. Zur Verdeutlichung: bei einem einzelnen Ganzjahressilo und einheitlicher Siloform ist dafür eine Länge von deutlich über 100 m erforderlich. Weidehaltung kann zudem den Silagebedarf in den kritischen Sommermonaten nochmals verknappen, d. h. den Vorschub weiter reduzieren. Bei baulich befestigten Anlagen lässt sich natürlich kaum noch Einfluss auf die Geometrie nehmen. Entsprechend sollten diese Aspekte bereits bei der Planung von Neuanlagen berücksichtigt werden.

 

  • Häcksellänge: „So lang wie möglich für die Wiederkäuer, so kurz wie nötig für eine sichere Verdichtbarkeit“. Diesen Zielkonflikt gilt es entsprechend den eigenen betrieblichen Bedingungen individuell auszutarieren. Die Spanne reicht in der Praxis von 5 mm Häcksellänge für die Biogasfermentation bis hin zu über 30 mm im ausgeprägten Langschnittbereich. Ein gängiger Kompromiss zur Fütterung von Rindvieh mit noch recht guten Verdichtungseigenschaften bewegt sich rund um 9 mm Häcksellänge. Entscheidend ist, dass der Kornaufschluss gewährleistet wird. Das Anschlagen der Körner ist, vom heutigen Stand der Technik aus gesehen, als Minimum der mechanischen Einwirkung zu betrachten. Ein vollständiges Zertrümmern der Körner ist anzustreben. Eine permanente Kontrolle des Häckselguts ist zu empfehlen.
  • Verdichtung: Intensive Walzarbeit verringert das Restporenvolumen im Silostock. Dadurch verbleibt zum einen weniger Sauerstoff im Haufen, zum anderen dringt die Luft an der späteren Anschnittfläche langsamer in die Silage hinein. Eine Faustregel empfiehlt, dass mind. ein Viertel der stündlichen Siliergutanfuhr als Tonnage an Walzfahrzeugen einzusetzen ist. Hohe Reifendrücke von über 2 bar verringern die Aufstandsfläche und verbessern die Tiefenwirkung der Verdichtung. Zwillingsbereifungen bedeutet daher einen Zielkonflikt. Zwar steigern sie die Standsicherheit und Traktion der Walzfahrzeuge erheblich, verringern über die größere Aufstandsfläche jedoch die Punktdrücke. Aufgetragene Schichten sollten 20 cm nicht überschreiten und mindestens 3 Mal bei niedriger Geschwindigkeit überfahren werden. Als Zielwert sind Lagerungsdichten von über 230 kg TM/m³ anzustreben. Wichtig: Nicht der Feldhäcksler, sondern die Walzschlepper geben das Tempo der Ernte vor

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  • Siliermittel: Präparate können helfen, die Prozesse im Siloinneren steuernd zu beeinflussen. Ziel ist es, die Milchsäurebakterien zu fördern und Schaderreger, wie z. B. Hefen, in ihrer Aktivität und Vermehrung zu hemmen. Um Problemen mit Nacherwärmung entgegenzuwirken, empfehlen sich Präparate der Wirkungsrichtung 2 (Verbesserung der aeroben Stabilität). Dazu zählen neben speziellen Siliersäuren und -salzen vor allem heterofermentative Milchsäurebakterien. Sie verstoffwechseln Zuckerverbindungen des Ausgangsmaterials neben Milchsäure auch zu Essigsäure. Letzte hemmt Hefen in ihrer Aktivität, welche in erster Linie für spätere Nacherwärmungen verantwortlich sind.
  • Luftdichter Abschluss: Die Gärprozesse im Siloinneren beginnen unmittelbar und setzen CO2 Dieses wirkt gewissermaßen wie eine Art natürliches Siliermittel, welches ebenfalls einige Schaderreger in ihrer Aktivität hemmt. Ziel ist daher ein schnellstmöglicher, luftdichter Abschluss des Silos, um diese wertvollen Gase von Beginn an einzuschließen. Ein weiterer Grund dafür ist, dass den auf Sauerstoff angewiesenen Hefen frühzeitig ihre Vermehrungsgrundlage entzogen wird. Das DLG-Prüfsiegel für Silierfolien und -netze gibt Landwirten verlässliche Orientierung bei der Auswahl qualitativ hochwertiger Produkte. Teil des Prüfprogramms sind u. a. Foliendicke, Reißfestigkeit und -dehnung sowie die UV-Beständigkeit. Schutznetze erschweren zudem Vögel das Durchpicken der Abdeckung.
  • Verschlusszeit: Verfrühte Öffnung stört die Gärprozesse im Siloinneren und forciert dadurch Nacherwärmung und Verderb. Sollte mangels Futterreserven eine Verschlusszeit von mind. 6 bis 8 Wochen nicht eingehalten werden können, so ist zur Überbrückung dringend die Anlage eines kleineren Überganssilos zu empfehlen.

Karsten Bommelmann