Milchvieh – Laktieren leicht gemacht
Im Journal of Diary Scince (Vol. 93, Nr. 6/2010, Seite 2471 – 2485) berichten SCHLAMBERGER et al. über einen Versuch, in dem Brown Swiss Kühe unterschiedlichen Strategien in der Zeit um die Kalbung unterworfen wurden und anschließend die Auswirkungen über die gesamte Laktation (305 Tage) untersucht wurden. In jeder Gruppe befanden sich 12 Kühe.
Die Kontrollgruppe wurde 56 Tage vor der Kalbung trockengestellt und anschließend zweimal täglich gemolken. Die energiekorrigierte Milchleistung war in dieser Gruppe mit 11.310 kg (± 601 kg) zwar am höchsten, aber die Kühe verloren mehr Gewicht, ihr Blutzuckerspiegel war niedriger und der Milcheiweißgehalt mit 3,52 % geringer.
Die zweite Gruppe wurde ebenfalls 56 Tage trockengestellt, jedoch in den ersten 4 Wochen nach der Kalbung nur einmal täglich gemolken. Hier betrug die energiekorrigierte Milchleistung 9.531 kg (± 477 kg) bei einem höheren Milcheiweißgehalt von 3,79 %. Die Laktationskurve verlief hier flacher und erreichte ihr Maximum verzögert in der 8. Woche.
Die dritte Gruppe wurde gar nicht trockengestellt sondern durchgehend zweimal täglich gemolken. Die energiekorrigierte Milchleistung unterschied sich mit 9.447 kg (± 310 kg) nicht wesentlich von der der 2. Gruppe, jedoch war der Milcheiweißgehalt mit 3,91 % hier am höchsten. Die Laktationskurve erreichte ihr Maximum wie die Kontrollgruppe in der 3. Woche, allerdings bei geringerem Maximum. Zu berücksichtigen ist bei der Milchleistung dieser Gruppe allerdings, dass sie nicht trockengestellt wurde und damit die Milchleistung bezogen auf die Laktation höher lag als die in den 305 Tagen ermittelten 9.447 kg.
Die Wissenschaftler schließen aus diesen Ergebnissen, dass die Umstellung von der Trockenphase auf das Melken der Stoffwechsel binnen kurzer Zeit auf Milchproduktion umgestellt werden muss. Hierdurch kann es zu einem Zuckermangel kommen, der sich negativ auf den Milcheiweißgehalt auswirkt. Diesbezüglich erwiesen sich die beiden untersuchten Strategien als schonender für die Kühe, was weniger stoffwechselbedingte Gesundheitsprobleme zur Folge hat. Ferner können die Kühe mehr von der aufgenommenen Energie einsetzen, um Milch und Eiweiß zu erzeugen. Allerdings merken sie auch an, dass weitere Untersuchungen nötig sind, um der Frage nachzugehen, wie oft hintereinander auf das Trockenstellen verzichtet werden kann und nach welcher Zeit die Regeneration des Drüsengewebes der Kuh erforderlich ist.