Milchvieh - Weidefutter bedarfsgerecht ergänzen

Milchvieh - Weidefutter bedarfsgerecht ergänzen

Weidefutter als Alleinfutter reicht aus ernährungsphysiologischen Gründen unter günstigen Umständen für eine Milchleistung von 28 – 30 kg / Kuh und Tag. Versuche von KORVER und MULLER (1998) belegen, dass bei hohen Milchleistungen eine bedarfsgerechte Zufütterung erfolgen muss. Um eine angemessene Versorgung der Tiere zu gewährleisten und den ökonomischen Vorteil des Weidefutters zu nutzen, muss also Weidefutter als Rationskomponente bilanziert und die Zufutterration bedarfsgerecht rationiert werden. 

Zu Beginn der Weideperiode haben die Aufwüchse mit Rohfasergehalten unter 17 % i.d. TM, Rohproteingehalten über 25 % i.d. TM und Energiegehalten deutlich über 7,5 MJ NEL / kg TM Kraftfuttercharakter. Um den tierischen Organismus nicht zu sehr zu belasten, muss die Futterumstellung auf so junges Weidegras allmählich erfolgen. Ferner bestünde sonst die Gefahr von Weidetetanie, einer Störung des Magnesiumstoffwechsels. Belastungen durch zu hohe Eiweiß- und Kaliumaufnahme lassen sich durch angepasste Düngung begrenzen.

Zur gleitenden Futterumstellung sollten die Kühe über 2 – 3 Wochen zunächst nur stundenweise Weidegang erhalten. Vor und nach dem Weidegang wird die Winterration vorgelegt. Durch allmähliche Verlängerung der Weidedauer bei gleichzeitiger Zufutterreduktion wird die Weidegrasaufnahme langsam erhöht. Junges Weidegras muss vor allem mit Rohfaser ergänzt werden, z.B mit Heu oder Futterstroh.

Je nach Witterung und Pflanzenbestand nehmen Verdaulichkeit, Energie- und Rohproteingehalt im Laufe der Weideperiode ab, während der Rohfasergehalt ansteigt. Das beeinflusst neben Witterungseinflüssen die Weidegrasaufnahme. Die ruminale N-Bilanz ist bei Weideaufwüchsen in der Regel positiv, d. h. im Pansen wird mehr Stickstoff freigesetzt, als von den Bakterien aufgrund der zur Verfügung stehenden Energie umgesetzt werden kann. Gerade in jungen Aufwüchsen können sehr hohe Stickstoffüberschüsse auftreten und sich in hohen Milch-Harnstoffgehalten äußern. Sie gehen jedoch im Vegetationsverlauf zurück, um im September erneut anzusteigen. Dagegen sind die Gehalte an pansenstabilem Protein im Weidegras mit ca. 10 % des Rohproteins in jungem und um 15 % in älterem Gras relativ gering.

Die Zufütterung muss die Veränderungen im Aufwuchs beachten, um den Bedürfnissen der Kühe optimal zu genügen. Besonders zu Beginn der Weidesaison ist Mineralfutter mit erhöhtem Magnesiumgehalt zu empfehlen. Um das hohe Potential des Weidefutters voll zu nutzen, sollte Kraftfutter entsprechend der Milchleistung und des Zufutters streng rationiert werden. Weidefutter sollte ergänzt werden durch Kraftfutter mit maximal 15 % Rohprotein bei niedrigem RNB- und hohem UDP-Gehalt. Im Interesse stabiler Pansenverhältnisse ist Kraftfutter in kleineren Mengen zuzuteilen, sofern das Zufutter nicht als TMR vorgelegt wird.

Da die Gehalte an Inhaltstoffen in Weidegras abhängig vom Standort, der Bestandszusammensetzung und den Witterungsbedingungen schwanken, empfehlen sich regelmäßige Analysen des Weidefutters sowie darauf basierende Aktualisierungen der Zufutterrationen.

Die angemessene Versorgung der Weidetiere schließt ein ausreichendes Angebot einwandfreien Wassers ein (KOLB, 1980). Der tägliche Wasserbedarf kann je nach Milchleistung und Temperatur 170 Liter / Kuh übersteigen (BEEDE, 1992).

Offene Gewässer scheiden als Viehtränken aus, da diese oft Brutstätte gefährlicher Parasiten sind. Brunnenwasser kann die Versorgung mit einwandfreiem Tränkwasser gewährleisten, wenn Eignung und hygienische Unbedenklichkeit regelmäßig geprüft werden. Ein ausreichendes Wasserangebot schließt auch Anzahl und Verteilung der Tränkestellen ein. Rangkämpfe mit Weidegenossinnen um den Vortritt an der einzigen Schalentränke und weite Wege zum Wasser führen zu Leistungseinbußen.