Parasiten auf der Weide und im Stall vorbeugend bekämpfen
Parasiten beeinträchtigen Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Tiere und sollten durch die Weide- und Stallhygiene vorbeugend bekämpft werden. Insbesondere in nassen Jahren sind verstärkte Befallskontrollen der Weidetiere wichtig.
Feuchtbiotope sind konsequent auszuzäunen, da sie Brutstätten von Weideparasiten sind und hier vermehrt für das Vieh schädliche bis wenig schmackhafte Pflanzenarten wachsen. Ferner schränkt regelmäßige Schnittnutzung des ersten Aufwuchses die Larvenentwicklung von Weideparasiten ein, weshalb im Vorjahr zuletzt beweidete Flächen bevorzugt geschnitten werden sollten. Auf Portionsweiden und Neuansaaten herrscht ein geringes Infektionspotential. Da von Exkrementen befallener Tiere Infektionsgefahren ausgehen, sollte Wirtschaftsdünger vor dem Ausbringen mindestens vier Monate gelagert sein.
Die Beweidung von (Klee)grasflächen im Ackerfutterbau ist eine gute Möglichkeit, Parasitenzyklen zu unterbrechen. Auch eine Mischbeweidung (gleichzeitig oder nacheinander z.B. mit Rindern und Pferden) vermindert den Parasitendruck, weil die meisten Parasiten sehr wirtsspezifisch und somit nicht für alle Tierarten infektiös sind. Nach einer Weidesaison ist die Nachmahd der Futterreste und das Abschleppen der Kothaufen anzuraten.
Ein weiterer gefährlicher Krankheitsüberträger auf der Weide und insbesondere im Stall ist die gemeine Stubenfliege, weil sie sich auch an Orten aufhält, die äußerst unhygienisch sind und eine Vielzahl pathogener Keime beherbergen wie Viren, Bakterien oder Würmer bzw. deren Eier. Auf diese Weise kann sie rund 100 verschiedene Krankheiten auf Mensch und Tier übertragen (SIEVERT, 2005). Hinzu kommen Leistungseinbußen bei den Opfern durch mehr oder weniger ständige Belästigung, die ebenfalls zu wirtschaftlichen Verlusten führen.
Innerhalb seines etwa 2 – 3 Wochen währenden Lebens legt jedes Weibchen bis zu 1.000 Eier. Bei einer so ausgeprägten Fruchtbarkeit liegt es auf der Hand, dass
- eine völlig fliegenfreie Umwelt (z.B. Stall) nicht erreicht werden kann,
- die Bekämpfung frühzeitig, konsequent und permanent erfolgen muss,
- die Bekämpfung sich nicht auf die weniger als 20 % sichtbaren Fliegen beschränken, sondern alle Lebensstadien vom Ei über Larven und Puppen bis zur Fliege umfassen muss und
- eine erfolgreiche Bekämpfungsstrategie aus vielen Einzelmaßnahmen bestehen muss.
Grundlage einer erfolgreichen Fliegenbekämpfung ist ständige Hygiene. Wichtige Bereiche sind in diesem Zusammenhang nicht nur das Entmisten sowie Entfernen von Futter- und Milchresten, sondern auch die regelmäßige, gründliche Stallreinigung insbesondere auch der weniger leicht zugänglichen Bereiche etwa an Stützen, in Ecken oder im Bereich unter Tränken sowie aller anderen feuchten, warmen und nährstoffreichen Orte. Ferner verringert regelmäßiges Aufrühren der Gülle das in der Schwimmschicht vorhandene Potential an Fliegenlarven.
Für die chemische Fliegenbekämpfung stehen verschiedene Mittel zur Verfügung sowohl für die Anwendung am (Weide)tier als auch im Stall etc. Es lassen sich Mittel gegen Maden (Larvizide) und gegen erwachsene Fliegen (Adultizide) unterscheiden. Wichtig ist einerseits die frühzeitige Bekämpfung der Larven. Oft reicht ein Larvizideinsatz bei Erscheinen der ersten Fliegen im Stall für die ganze Saison. Je nach Haltungsverfahren kommen Larvizide im Streuverfahren (Flüssigmist) oder im Gieß- bzw. Spritzverfahren (Festmist) zur Anwendung. Nehmen die Fliegen im Stall Überhand (Schadschwelle ab etwa 20 Fliegen / Tier), kann eine gezielte Bekämpfung der Fliegen mit Spritz- oder Streichmitteln erfolgen. Bewährt haben sich hierzu Produkte, die Muscamone (Sexuallockstoff der Fliege) enthalten und als Fraßgift wirken.
Für die Anwendung am (Weide)tier stehen Aufguss- und Sprühverfahren sowie insektizidhaltige Ohrclips zur Verfügung. Beim Aufgussverfahren wird die gebrauchsfertige Lösung auf dem Rücken der Tiere verteilt (sofortige Wirkung für vier bis zehn Wochen). Beim arbeitsaufwändigeren Sprühverfahren wird das mit Wasser verdünnte Mittel mit einer Rückenspritze auf dem ganzen Tierkörper verteilt; die Wirkung hält sechs bis zehn Wochen an. Ohrclips wirken während der gesamten Weidesaison; sie verteilen kontinuierlich Fliegengift auf der Körperoberfläche des Tieres.
Um Resistenzen zu vermeiden, sollte bei allen chemischen Bekämpfungsmaßnahmen in kurzen Abständen ein Wirkstoffwechsel erfolgen.