Pferde – Dick und rund ist ungesund
Häufig sind Pferde nicht in der optimalen Kondition, wobei übergewichtige Tiere häufiger anzutreffen sind als untergewichtige. Ursache hierfür ist ein Missverhältnis zwischen Energiezufuhr und Energiebedarf – viele Pferde nehmen mehr Energie auf, als sie durch Arbeit verbrauchen. Hierdurch kommt es zum Verfetten der Tiere und in der Folge zu vielen bekannten gesundheitlichen Störungen.
In diesem Zusammenhang soll auf die Hufrehe hingewiesen werden, denn diese ist nicht ausschließlich fütterungsbedingt. So gibt es auch die Belastungsrehe. Oft kommen auch mehrere Ursachen zusammen: Ein verfressenes Tier ist meistens übergewichtig, die Hufe werden damit mehr als üblich beansprucht. Wenn so ein Tier viel gehaltvolles Weidegras frisst, tief verbeißt und so viel Fruktan aufnimmt, dann kommt zu der übermäßigen Energieversorgung noch die Belastung durch den Zucker Fruktan hinzu und die Erkrankung kann ausbrechen. Aber auch Spaziergänger, die Pferde unkontrolliert füttern, dürften am Auftreten von fütterungsbedingten Erkrankungen beteiligt sein.
Voraussetzung für eine angemessene Versorgung der Pferde ist eine ausgewogene, dem Bedarf entsprechende Ration. Da Pferde heute in der Regel keine schwere körperliche Arbeit verrichten, bedeutet dies eher eine energiereduzierte Ration mit hohen Anteilen von Rauftter und nur sehr wenig Kraftfutter. Bei der Zusammenstellung der Ration sind die Fütterungsberater der Landwirtschaftskammer gerne behilflich. Voraussetzung ist jedoch, dass Untersuchungsergebnisse vorliegen für die Graskonserven hinsichtlich ihres Futterwertes sowie des Fruktangehaltes und ggf. auch weiterer Parameter wie der Mineralstoffgehalte oder des Besatzes mit Hefen und Schimmel. Zudem sollten für eine Rationsberechnung u.a. Rasse, Alter, Gewicht und Arbeitsleistung des Pferdes bekannt sein.
Als Orientierungswerte für den Energiebedarf von Pferden sollten in Gras und Graskonserven folgende Energiegehalte angestrebt werden:
Energiegehalt (MJ DE / kg TM) |
Eignung (in Anlehnung an ÖAG, 2007) |
> 9,3 | Spitzenpferde in Sport und Zucht, Fohlen < 1 Jahr |
8,5 – 9,3 | Sportpferde bei mittlerer bis hoher Arbeitsbelastung, Hengste, trächtige und laktierende Stuten, Jungpferde > 1 Jahr |
7,5 – 8,5 | Sportpferde bei geringer Arbeitsbelastung, Reit- und Fahrpferde, Robustrassen |
6,5 – 7,5 | Freizeitpferde bei gelegentlicher bis geringer Arbeitsbelastung, Robustrassen |
< 6,5 | Ergänzungsfutter für Pferde auf der Weide (ungeliebtes Beifutter) |
Planung in Form der Rationsberechnung ist ein gute Grundlage für eine hervorragende Kondition der Pferde, Kontrolle eine weitere Bedingung. Da regelmäßige Wägungen in der Regel nicht realisierbar sind, existiert in der Körperkonditionseinschätzung (Body Condition Score, BCS) ein bewährtes Kontrollinstrument. Nach WRIGHT (2006) sollte auf einer 6-stufigen Skala (siehe Abbildung) eine Körperkondition zwischen 3 und 3,5 angestrebt werden („wenn 0 Haut und Knochen sind und 5 Miss Piggy“). Einen BCS von 3,5 empfiehlt er für die Pferde, die unter den kanadischen Witterungsverhältnissen im Winter draußen gehalten werden.
BCS | Hals | Widerrist | Rücken, Kruppe | Rippen | Hinterhand |
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0 sehr dünn | Knochenstrukturen leicht zu fühlen, keine Muskulatur, Axthieb am Übergang zur Schulter | Knochenstruktur leicht zu fühlen | Dorn- und Querfortsätze leicht zu fühlen | jede Rippe leicht zu fühlen | Schweifansatz und Hüfthöcker vorstehend |
1 dünn | Knochenstrukturen fühlbar, leichter Axthieb am Übergang zur Schulter |
Knochenstruktur fühlbar |
Dornfortsätze leicht zu fühlen, leichte Fettschicht über Querfortsätzen | leichte Fettschicht, aber noch leicht zu fühlen | Hüfthöcker fühlbar |
2 mäßig | Fettschicht über Knochenstrukturen | Fettdepots über Widerrist, je nach Körperbau | Fett über Dornfortsätzen | nicht sichtbar, aber noch fühlbar | Fettschicht über Hüfthöckern |
3 gut | Fließender Übergang vom Hals zur Schulter | Hals rundet Widerrist ab | ebener Rücken | Fettschicht über den Rippen | Hüfthöcker nicht fühlbar |
4 fett | Fettansatz entlang des Halses | Fettpolster um den Widerrist | Rinne entlang der Wirbelsäule | schwammiges Fett über und zwischen den Rippen | Hüfthöcker nicht fühlbar |
5 sehr fett | Fettpolster | Fettpolster | tiefe Rinne entlang der Wirbelsäule | Fettpolster | Fettpolster |
Da Pferde hinsichtlich ihrer Verdauung alles andere als eine „Rossnatur“ besitzen, sollte die Rationsberechnung und –zusammenstellung unbedingt durch eine Fachkraft erfolgen. Dies ist insbesondere bei über- bzw. unterkonditionierten Tieren wichtig. Als Ansprechpartner stehen Frau Ulrike Struck, Tel. 0581 / 8073300, E-Mail sowie Herr Burchard Schröder, Tel. 04761 / 9942120, E-Mail zur Verfügung.