Pflege und Nachsaat sind das Erfolgsrezept
Trockenheit, Wassersättigung, strenger Frost, diese und andere Witterungseinflüsse gehen nicht spurlos an den Grünlandbeständen vorbei. Wer meint, das wüchse sich alles schon zurecht, wird in den Folgejahren für sein Zaudern mit erhöhten Kosten und vermehrter Arbeit entlohnt.
Hochwertige Grünlandbestände sind die Voraussetzung für hohe Grundfutterleistungen. Diese werden vor dem Hintergrund gegenwärtiger ökonomischer Rahmenbedingungen noch weiter an Bedeutung gewinnen. Erhalt und Entwicklung qualitativ wertvoller Grünlandnarben bedingen regelmäßige intensive Pflegemaßnahmen und angepasste Düngung. Jährliche Nachsaaten sind auf intensiv bewirtschaftetem Dauergrünland unverzichtbarer Bestandteil der Grünlandpflege
Sobald die korrigierte Temperatursumme von +200 °C erreicht wird, ist vom Vegetationsbeginn auszugehen und es kann mit den Arbeiten auf dem Grünland begonnen werden. Die in jedem Frühjahr anstehenden Grünlandpflegemaßnahmen sollten für jeden Futterbaubetrieb zu den routinemäßigen Arbeiten gehören, um dichte Grünlandnarben und leistungsstarken Grassaufwuchs für die Futterproduktion zu sichern.
Hierzu gehören zeitlich vor dem Ausbringen der mineralischen N-Düngung auch die üblichen Pflegemaßnahmen Schleppen, Walzen, Ausmähen, Nachsaat. In vielen Betrieben wird aus Kostengründen die Grünlandpflege vernachlässigt. Hier wird jedoch an der verkehrten Stelle gespart. Energiegehalte und Verdaulichkeiten von ungepflegten Grünlandbeständen sind zum Teil deutlich niedriger als von gepflegten, hochwertigen Ansaaten. Drastisch sinkende Grundfutterleistungen bzw. steigender Einsatz von Kraftfuttermengen sind die Folge.
Das Abschleppen des Grünlandes mit einer geeigneten Grünlandschleppe dient der Beseitigung von Erdhaufen sowie der Entfernung von abgestorbenen Pflanzenresten und Futterverschmutzungen. Durch den Bürsteffekt wird zudem flach am Boden liegendes Gras aufgerichtet, die Narbe belüftet und zum Wachstum angeregt. Den gleichen Effekt hat das Striegeln des Grünlandes, allerdings mit dem Vorteil, dass sich dieser Arbeitsgang hervorragend mit der Nachsaat kombinieren lässt. Die angemessene Arbeitsgeschwindigkeit ist abhängig vom Ausmaß der Bodenunebenheiten und kann unter günstigen Bedingungen über 10 km / h betragen.
Unterbleibt das Schleppen bzw. das Striegeln, so steigt der Erdbesatz in den Grünlandaufwüchsen deutlich an. Beim Mähen werden die Erdhaufen von Mäusen und Maulwürfen verteilt. Dies führt zur Futterverschmutzung (Aschegehalte weit über 10 % i.d.TM) und zum Verschleiß der Schneidwerkzeuge.
Wird verschmutztes Futter siliert, sind Fehlgärungen (Buttersäure) und eine erhöhte Keimbelastung praktisch vorprogrammiert. Verzehrsminderung, höhere Futterverluste und eine Reduktion der Milchleistung sind einige Folgen.
Schon etwa 2 Monate vor dem ersten Schnitt muss mit dem Schleppen/Striegeln eine mähfähige Fläche geschaffen werden, um spätere Futterverunreinigungen zu vermeiden.
Während der Weideperiode dient das Schleppen der Fladenverteilung. Bei reger Wühltätigkeit kann das Schleppen auch im Sommer sinnvoll sein.
Der Einsatz von Grünlandeggen ist nur bei Vorhandensein von dichtem Narbenfilz aus Gemeiner Rispe oder Rotschwingel bzw. bei starker Vermoosung sinnvoll. Das Eggen sollte unbedingt mit einer Nachsaat verbunden sein, um die entstehenden Lücken zu schließen. Übersaaten sind auf solch dichten Beständen nahezu ohne Wirkung.
Bei den Wieseneggen sollte auf zu lange und zu scharfe Zinken verzichtet werden, um die Grünlandpflanzen nicht zu stark zu schädigen. So erhöht das Eggen auf intensiv bewirtschafteten Flächen das Risiko, dass unerwünschte Pflanzenarten wie Quecke, Stumpfblättriger Ampfer und Vogelmiere zunehmen.
Das Walzen dient im Frühjahr nach Winterfrösten nicht nur auf allen stark humosen, anmoorigen und Moorstandorten der Wiederherstellung des Bodenschlusses. Dadurch wird der kapillare Wasseraufstieg erhöht und die Wärmeleitfähigkeit verbessert. Spätfrostschäden können so wirksam unterbunden werden. Auf leicht auffrierenden Böden wird durch das Walzen außerdem wieder der Bodenschluss der Wurzelzone wieder hergestellt.
Wichtig ist der richtige Feuchtezustand des Bodens, um eine wirksame Walzarbeit zu gewährleisten. Als Anhaltspunkt für den richtigen Einsatztermin gilt, dass sich der Stiefelabsatz in den Boden eindrücken lässt und nach kurzem Abwarten noch wasserfrei bleibt.
Voraussetzungen für eine wirksame Walzarbeit sind ein ausreichendes Gewicht der Walze (1,2 - 2 t pro m Walzenbreite) und eine langsame Fahrgeschwindigkeit (nicht über 4 km/h). Das Gewicht der Walze muss dem Boden und seinem jeweiligen Feuchtezustand angepasst sein.
Das Ziel der Nachsaat erschöpft sich nicht im Schließen aktueller Lücken in der Narbe, vielmehr soll auch ein gewisses Samenpotential im Boden vorhanden sein, das im Idealfall neu entstehende Lücken noch vor evtl. Ungräsern und Unkräutern schließt.
Der Nachsaaterfolg ist im Jahr der Maßnahme nicht immer sofort augenscheinlich. Dennoch belegen Versuchsergebnisse eine deutliche Verbesserung der Grundfutterqualitäten bei regelmäßigen Nachsaaten. Geringere Aschegehalte sowie höhere Rohprotein- und um 0,6 MJ NEL je kg TM höhere Energiegehalte sprechen neben einer dichteren Narbe zweifelsfrei für obligatorische Nachsaaten. Um Zeit und Kosten zu sparen, empfiehlt es sich, die Nachsaat mit der Grünlandpflege zu kombinieren.
Nachsaaten können durchgeführt werden, sobald die Flächen befahrbar sind, optimal ist der Zeitraum ab Mitte März bis Mitte April. Allerdings sollte die Temperatur mindestens 8°C erreicht haben, also die Mindestkeimtemperatur der Gräser. Regelmäßig durchgeführt, sorgt diese Maßnahme für einen hohen Anteil an Deutschem Weidelgras in der Grünlandnarbe und damit für einen hochwertigen Grünlandaufwuchs.
Nachmähen (Abschlegeln und Mulchen) von überständigen Grünlandbereichen, Geilstellen und Ampfer-Fruchtständen gehört zu den wichtigsten Maßnahmen zur Erhaltung von Grünlandnarben im Frühjahr. Überständige Bereiche sind nicht nur Schönheitsfehler des Weidegrünlandes, sondern verschlechtern auch die Ertrags- und Leistungsfähigkeit von Fläche und Tier. Wer in Saat gegangene Gräser nachmäht, wird durch schnelleres Wiederergrünen der Narben und höheren Futterzuwachs belohnt.
Auch bei moderner Weideführung kann auf eine Pflege der Koppeln nicht verzichtet werden. Nachmähen bewirkt dichtere Narben, die weniger anfällig für das Einwandern unerwünschter Pflanzen sind.
Während der Sommermonate sind auf fast allen Weideflächen mehr oder weniger große Weidereste an Geilstellen, aber auch ganzflächig in Form einzelner überständiger Gräser, zu finden. Diese überständigen Aufwüchse verursachen lockere Narben, da Neuaustrieb und Bestockung von samentragenden Gräsern stark eingeschränkt sind.
Überständige Gräser sind keine "geheime Futterreserve". Weidetiere selektieren den jungen, trockensubstanz- und strukturarmen sowie eiweißreichen Weideaufwuchs, verschmähen jedoch das schwerer verdauliche, rohfaserreiche überständige Gras.
Schädlinge finden in überständigen Grünlandbereichen hervorragende Lebensräume. Geilstellen dienen häufig als Unterschlupf für Mäuse und Ungeziefer. Die Sumpfschnake legt in den Sommermonaten ihre Eier gezielt in lichten Narben an härteren (älteren) Gräsern ab. Die Schäden der daraus entstehenden Tipulalarven sind allen bekannt.
In lückigen Narben können sich bodenbürtige Ungras- und Unkrautsamen mit niedriger Futterqualität ideal ausbreiten. Eine Narbenentartung ist die Folge!