Verluste mit Siliermitteln begrenzen

Verluste mit Siliermitteln begrenzen

Zur Futterqualität gehören nicht nur Nährstoffzusammensetzung und energetischer Futterwert, sondern auch die Gär- bzw. Konservierungsqualität, die wesentlich die Futterakzeptanz und damit die Grundfutterleistung beeinflusst.           
Voraussetzung für die Qualitätsfutterproduktion ist eine einwandfreie Ernte- und Konservierungstechnik. Siliermittel stellen ein wirksames Betriebsmittel zur Qualitätssicherung von Futterkonserven dar. Das hierin investierte Geld ist wegen der damit erreichbaren Verlustminderungen und Leistungssteigerungen gut angelegt. 

Bei günstigen Silierbedingungen sollten vorrangig biologische Präparate zum Einsatz kommen. Sie verbessern den Gärprozess und können zudem, je nach Produkt, auch die tierischen Leistungen verbessern.

Von entscheidender Bedeutung für den Gärprozess ist die Anzahl der natürlichen Milchsäurebakterien (Epiphyten) auf dem Silier- bzw. Erntegut. Der Keimbesatz des Erntegutes setzt sich im wesentlichen zusammen aus den gärgünstigen Milchsäurebakterien (MSB) und solchen, die als Gärschädlinge (Buttersäurebakterien, Schimmelpilze, Hefen) bezeichnet werden. Die Anzahl der Bakterien ist abhängig von Pflanzenart, Witterung, Düngung, Verschmutzung, Feldliegezeit etc. Niedrige Temperaturen können sich negativ auf die Anzahl der Milchsäurebakterien im Siliergut auswirken. Nach Prof. PAHLOW, (JKI Braunschweig) entwickeln sich Milchsäurebakterien erst ab durchschnittlichen Temperaturen von über 10 °C. Ebenfalls negative Auswirkungen ergeben sich durch hohe UV-Einstrahlung, Trockenheit und Regen.

Besonders unter für die Epiphyten ungünstigen Witterungsbedingungen, wie sie in Norddeutschland zum ersten Schnitt häufig herrschen, wirkt sich der Zusatz von homofermentativ wirkenden Siliermitteln als Standardmaßnahme positiv auf die Silagequalität aus. Hierbei handelt es sich in erster Linie um gefriergetrocknete Konzentrate hochaktiver Stämme von Milchsäurebakterien, die einzeln oder im Gemisch mehrerer Stämme angeboten werden. Um wirken zu können, benötigen sie ein ausreichendes Zuckerangebot und Anwelkgrade im Bereich von 25 bis maximal 50 % TM. Durch eine intensive und rasche Milchsäurebildung werden Gärschädlinge unterdrückt und Verluste verringert. Der Anwendungsbereich von homofermentativen Milchsäurebakterien liegt vorrangig in leicht bis mittelschwer silierbaren Futterpflanzen.

Wenn trotz bester Silier- und Entnahmetechnik stets Nacherwärmungen bei der Entnahme auftreten, können Siliermittel zur Verbesserung der aeroben Stabilität das Problem lösen. Geeignet sind heterofermentativ wirkende Milchsäurebakterienpräparate, die neben Milchsäure auch einen gewissen Anteil an Essigsäure bilden. Die Essigsäure wirkt bei gleichzeitig ausreichender pH-Wert-Absenkung hemmend auf Hefen und Schimmel. Siliermittel mit heterofermentativen Milchsäurebakterien empfehlen sich bei Trockenmassegehalten ab 30 %.

Kombinationspräparate bestehen in der Regel aus Milchsäurebakterien und einem chemischen Siliermittel. Kombinationspräparate sind besonders zur Verbesserung der aeroben Stabilität geeignet.

Je nach Höhe des Silos kann bei Siliergut unter 30 % TM Gärsaft anfallen. Aus Gründen des Wasserschutzes ist das Auffangen von Gärsaft und kontaminiertem Regenwasser in dichten Sammelbehältern unabdingbar. 

 

Tabelle 1: DLG-geprüfte Siliermittel (biologische Präparate, Stand 05.2012)
Quelle: www.dlg.org und Praxishandbuch Futterkonservierung, 8. Auflage 2011

Tabelle siehe Anhang

 

Für schwer bis mittelschwer silierbares Futter sowie bei ungünstigen Silierbedingungen eignen sich chemische Siliermittel der Wirkungsrichtung 1 (Mittel zur Verbesserung des Gärverlaufes), da sie zur direkten Unterdrückung von Störkeimen befähigt sind. Speziell bei Witterungsbedingungen, die ein zügiges Anwelken des Futters nicht erlauben lässt sich durch den Einsatz geeigneter chemischer Siliermittel der Wirkungsrichtung 1 und ggf. der Wirkungsrichtung 5 (Verhinderung der Vermehrung von Clostridien im Futter) eine gute Gärqualität sichern.

Besonders bei Nasssilagen ist mit Fehlgärungen und erhöhten Buttersäuregehalten zu rechnen. In diesen schwierigen Fällen unterdrücken chemische Siliermittel der Wirkungsrichtungen 1a und 5 die Buttersäurebildung weitgehend. Ein potenter Wirkstoff ist z.B. Natriumnitrit. Bei Zusatz nitrithaltiger Siliermittel ist das Einhalten der vorgeschriebenen Wartezeit vor dem Verfüttern unbedingt einzuhalten!  

 

Tabelle 2: DLG-geprüfte Siliermittel (Kombinationspräparate und chemische Siliermittel, Stand 05.2012)
Quelle: www.dlg.org und Praxishandbuch Futterkonservierung, 8. Auflage 2011

Tabelle siehe Anhang

 

Aufgrund der vergleichsweise hohen Kosten in Verbindung mit ihrer Unabhängigkeit vom Vorhandensein von Wasser zum Erreichen ihrer Wirkung, eignen sich chemische Konservierungsmittel auch hervorragend für den Einsatz in Heulagen und Heu. Je geringer nämlich der Wassergehalt des zu konservierenden Gutes ist, desto geringer ist auch seine Frischmasse bezogen etwa auf eine Tonne zu konservierende TM. Diesen Zusammenhang stellt die nachfolgende Tabelle dar.

Tabelle 3:Siliermittelkosten je t TM in Abhängigkeit von dem Mittelpreis und dem TM-Gehalt

Anwelkgrad Frischmasse Mittelpreis (€ / t FM)
(%) (t / t TM) 1,00 2,00 3,00 5,00 7,00
    Mittelkosten (€ / t TM)
25 4,00 4,00 8,00 12,00 20,00 28,00
35 2,86 2,86 5,71 8,57 14,29 20,00
45 2,22 2,22 4,44 6,67 11,11 15,56
55 1,82 1,82 3,64 5,45 9,09 12,73
65 1,54 / 3,08 4,62 7,69 10,77
75 1,33 / / ,00 6,67 9,33
85 1,18 / / 3,53 5,88 8,24

Es ist ersichtlich, dass mit zunehmendem TM-Gehalt die Aufwendungen je t zu konservierender TM sinken. Allerdings sind die preisgünstigen biologischen Präparate auf Wasser im Siliergut angewiesen, so dass hier im Bereich von ca. 2 – 4 € / t TM die geringsten Kosten erreicht sind. Kombinationspräparate liegen mit etwa 3 – 5 € / t TM nur unwesentlich höher, wenn hier die Wirksamkeit bis ca. 65 % TM unterstellt wird. Bei den TM-Gehalten von typischen Heulagen und Heu, bei denen nur noch chemische Mittel zum Einsatz gelangen können, liegen die Kosten mit 4 – 8 € / t TM gar nicht so viel höher, wie der reine Preis für das Siliermittel dies vielleicht suggeriert. Bei Herstellungskosten von 135 – 145 € / t TM sind die Kosten, die Schimmel gerade an Futterkonserven mit hohen TM-Gehalten, also auch am Heu, verursachen kann, sicherlich immer höher als 4 – 8 € / t TM.

Die vorstehende Tabelle sollte nicht dazu verleiten, unnötig hohe TM-Gehalte bei der Futterkonservierung zu erzeugen, um Kosten zu sparen. Letztendlich bedeutet das Ausreizen des Anwelkgrades immer auch das Verlassen des optimalen Wirkungsbereiches für das jeweilige Konservierungsmittel und damit auch das Risiko, dass das Mittel nicht mehr die erwartete Wirkung erzielt.

Bevorzugt sollten DLG-geprüfte Siliermittel eingesetzt werden, da hier die Wirksamkeit erwiesen ist. Tabelle 1 und 2 geben den momentanen Stand der Siliermittel mit DLG-Gütezeichen wieder. Der jeweils aktuelle Stand kann auch unter der Internetadresse www.dlg.org abgerufen werden.

Bei der Anwendung von Siliermitteln sind die Vorschriften bzw. Anweisungen der Hersteller strikt zu befolgen. Siliermittel können nur dann ihre Wirkungen erbringen, wenn sie in ausreichender Dosierung gleichmäßig im Siliergut verteilt werden. Sofern sich die Silierbedingungen gravierend ändern, ist ggf. kurzfristig ein Wechsel der einzusetzenden Siliermittel erforderlich. Ferner ist darauf zu achten, dass die Silagen erst nach Beendigung des Silierprozesses geöffnet und verfüttert werden (mindestens 8 Wochen, besser 12). 

 

Ein hervorragendes Werkzeug zur Bestimmung des geeigneten Siliermittels für das betriebseigene Siliergut finden Sie unter folgendem Link: https://siliermittel.dlg.org/